Lonis Orchideenforum

Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#46 von Felix142 , 10.03.2021 21:04

Hallo an Alle,

ich habe vor ein paar Tagen meine Paph. rothschildianum von Wössner erhalten. Davor habe ich mich hier und auch in anderen Foren über die Art belesen. Mir ist aufgefallen, dass es hier im Forum noch keine Artbeschreibung gibt und ich dachte, ich versuche mich mal an einem kleinen Steckbrief.

Systematik:
Familie: Orchidaceae
Unterfamilie: Cypripedioideae
Gattung: Paphiopedilum
Art: rothschildianum

Wuchsgebiet:

Paph. rothschildianum ist eine in Malaysia endemisch vorkommende Orchideenart. Sie kommt nur an der nördlichen Spitze von Borneo vor. Dort befindet sich der Berg Kinabalu, der mit 4095 m höchste Berg der Insel. Die Region rund um den Kinabalu beherbergt das gleichnamige, 1200 km2 große Schutzgebiet. Das Schutzgebiet hat die weltweit höchste Konzentration an Orchideenarten. Insgesamt finden sich im Kinabalu Park 127 Gattungen mit 856 Species, von denen allein 90 endemisch sind. Der Boden ist größtenteils ultramafisch, weist also eine sehr hohe Konzentration von Metallen wie Nickel, Cobalt, Magnesium auf.
Das Klima ist tropisch. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 26 °C. Der jährliche Niederschlag beträgt 2100mm.


Entdeckung:

Paph. rothschildianum wurde erstmals im Jahr 1888 durch Reichenbach beschrieben und ist nach Baron Ferdinand von Rothschild benannt.


Vegetation:

Innerhalb des Kinabalu Schutzgebiets gibt es drei große Vorkommen, wo Paph. rothschildianum gefunden werden kann. Diese sind jedoch verständlicherweise nicht der Öffentlichkeit bekannt. 
Zu finden ist Paph. rothschildianum allgemein an Felswänden und Felskanten oberhalb von 500 m ü.NN. bis 1200 m ü.NN. und 6-12 m oberhalb von Flussläufen von. Paph. rothschildianum findet sich hier sowohl terrestrisch als auch lithophytisch wachsend. Die Struktur der Fundorte ist meist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in einem frühen Entwicklungsstadium der Sukzession befinden. Durch vorkommende Erd- und Gesteinsrutsche wird in diesen Bereichen die Entwicklung eines dichten Waldes verhindert. Die Bereiche sind also recht sonnig. Paph. rothschildianum kommt dennoch, wenn auch deutlich seltener, in halb-geschlossenen Waldflächen vor. Die dort bestehenden Wälder bestehen überwiegend aus Dicterocarpaceen- aber auch Kastanien- und Eichenarten.
Interessant ist auch, dass es historische Funde von Exemplaren bis zu einer Höhe von 1800m ü.NN. gab. Die Verbreitung der Art hat aber in enormen Maße durch Wilderei an Größe eingebüßt. Die IUCN stuft die Art als „critically endangered“, also vom Aussterben bedroht, ein.

Vermehrung:

Die Bestäubung von Paph. rothschildianum ist sehr spezifisch und erfolgt durch Dideopsis aegrota (Syrphidae). Nach der erfolgreichen Bestäubung legt diese Fliegenart seine Eier in der Regel auf dem Staminodium ab.

Durch die lange Reifezeit bis zur Maturität ist Paph. rothschildianum besonders durch illegale Wildwerbung gefährdet. Besonders dramatisch ist hierbei auch die Erhaltung der genetischen Variabilität. Diese stellt eine Grundvoraussetzung für die Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen Mikroklimata und das Überleben der Art da.
Verschiedene Untersuchungen konnten nachweisen, das die genetische Variation zwischen den drei bekannten Vorkommen groß ist. Das lässt vermuten, dass zwischen den Vorkommen, aufgrund der Reduktion der Populationen, kein Genfluss mehr besteht. Langfristig stellt das für die Erhaltung der Art ein Problem dar. Allerdings besteht die Möglichkeit, Individuen aus der Zucht mit Hilfe von Gewebekulturen zu vermehren und auszusiedeln und die genetische Variabilität zu erhöhen.

Phänotyp:

Bei ausgewachsenen und blühstarken Exemplaren erreichen die Blätter eine Länge von 40-60cm und einer Breite von 5cm. Die Blätter sind dick, ledrig und hell grün bis leicht gelblich gefärbt. Vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung färben sich die Blätter gelblich.
Blütezeit ist der Frühling und Sommer.

Kulturbedingungen:

Die Art ist wärmeliebend. Die Tagestemperaturen können bis zu 29°C betragen. Eine Nachtabsenkung ist bis 17°C möglich. Zur Anregung der Blüte bedarf es eine längere Periode mit kühleren Temperaturen bis unter 13°C. Das simuliert die kalte Nachtluft, die in der Regenzeit am Kinabalu den Berg hinabfließt. Die optimale Luftfeuchtigkeit bewegt sich zwischen 65-95%. Das Substrat sollte feucht, aber nicht nass sein und nicht vollständig austrocknen.


Beste Grüße,
Felix


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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#47 von Musa , 11.03.2021 09:41

Tolle Zusammenfassung!


Liebe Grüße
Michael


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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#48 von cklaudia , 01.11.2021 10:45

Ich habe vorgestern eine rothschildianum (sehr unerwartet) als Geschenk erhalten.

Sie hat 2 grosse Triebe. Ich bin auch nach Lesen der Beiträge hier und sonstwo im Internet noch einigermaßen ratlos, welchen Standort ich ihr jetzt und dann auch später im Sommerhalbjahr bieten soll.

Auf einem Brett meines Orchideenregals am Südfenster möchte ich den Brummer nicht haben. Ich könnte sie aber oben hinhängen. Dort gibt es keine direkte Sonneneinstrahlung wegen des Vordachs, Temperaturen sind aber hier am höchsten. Tags schon mal 28 Grad bei Sonne, sonst ca. 24, nachts 21 Grad.
Meine anderen beiden Paphs. stehen am Ostfenster. Dort hat es einen dünnen weissen Vorhang, den ich im Winter aber wegziehe. Tags ca. 23 Grad, nachts 20 Grad. Hier hätte ich es fast am liebsten.
Im Gästezimmer (Nordfenster) ist tags ca. 20 Grad, nachts ca. 17 Grad, aber eben Norden.

Was meint ihr, ist das Ostfenster okay? Oder im Winter ein anderer Ort als im Sommer? LF ist überall ca. 40-65%, beim Nordfenster leicht höher als bei den anderen. Was würdet ihr mir raten?


Lg Claudia

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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#49 von rauhaariger , 01.11.2021 11:17

Glückwunsch Claudia, da hast Du eine sehr schöne rothschildianum. Sie ist bei meinen knapp 30 Paphiopedilum das ernshafte Sorgenkind, eigentlich die Einzige die nicht richtig in die Puschen kommt. Meine war auch bei Lieferung noch nicht so kräftig wie deine. Hatte sie anfänglich wie alle Paphs am Nordfenster, da passierte 3 Monate gar nichts bis auf ein Blatt das sie eingebüßt hat. Jetzt habe ich sie in der ganz rechten Ecke am Südfenster zu stehen, so dass sie bis Mittag Sonne bekommt. Nun wächst ein Blatt aber sooooooo langsam, dass ich befürchte, bis das groß ist fehlen zwei andere. Obwohl sie Wurzeln macht und insgesamt gut aussieht.
Darf man fragen wo deine her ist?


LG Jörg

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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#50 von cklaudia , 01.11.2021 11:36

Danke für deine Antwort, Jörg. Meine Schenker haben sie von Orchideen Meyer. (CH)
Ich finde es auch ein unglaubliches Exemplar. Aber eben, wohin damit? Du tendierst zu Süden. Aber sind da meine Temperaturen nicht zu hoch?


Lg Claudia

violett


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zuletzt bearbeitet 01.11.2021

RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#51 von rauhaariger , 01.11.2021 12:12

Ich würde es auch am von dir favorisierten Ostfenster versuchen.


LG Jörg

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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#52 von cklaudia , 02.11.2021 18:31

Danke, Jörg. Ich probiere es also am Ostfenster und hoffe das Beste.


Lg Claudia

violett


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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#53 von Felix142 , 02.11.2021 22:09

Hallo Claudia,

ich besitze seit Februar diesen Jahres ein rothschildianum, damals gekauft bei Wössner. Bis vor kurzem stand mein Exemplar auf eine Fensterbank mit Süd-Ost-Ausrichtung, Dein Süd-Fenster wäre also gar nicht so falsch. Mein rothschildianum war somit auch der Mittagssonne ausgesetzt. Das Thermometer zeigte teilweise über 30 Grad (in der Sonne, nicht im Schatten) im Sommer an. Die Pflanze stand mit meinen Anderen in Schalen auf Blähton. Die LF betrug im Mittel 60-70%.
Wie ich auch unten in der Kurzbeschreibung geschrieben haben, kann die Pflanze solche Temperaturen schon ab. Ich habe während der Zeit ein ganzes neues Blatt wachsen sehen. Meiner Meinung nach ist mehr Sonne auch besser als weniger, da die Sonne (und damit die höhere Temperatur) zu einem guten und regelmäßigen Abtrocknen des Substrats beiträgt, was förderlich ist. Auch meine Phragmipedien standen an diesem Fenster und mein Fritz Schomburg schiebt nun einen Blütentrieb.
In meiner neuen Wohnung stehen die Orchideen unter einem großen Dachfenster und bekommen dort auch sehr viel Licht, wenn auch indirekt.


Beste Grüße,
Felix


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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#54 von cklaudia , 06.11.2021 08:30

Hallo Felix, herzlichen Dank für deine Antwort. Dass sie viel Licht mag, ist schon mal gut zu wissen.
Ich finde super, dass du auch so eine allgemeine Beschreibung des Naturstandortes geschrieben hattest, aber mir fällt das immer schwer, das auf Wohnungskultur zu adaptieren.
Und da hast du ja eben auch geschrieben, es sei eine längere kühle Periode zur Blüteninduktion notwendig. Bei mir geht es aber lediglich am Nordfenster mal ein paar Grad unter 20. So kam ich auch auf das Problem des Standorts. Nord hat weniger Licht, Süd hat hohe Temperatur. Ost ist etwas dazwischen.

Und zum Giessen: Bei anderen Gattungen fülle ich den Übertopf alle 1-2 Wochen mit Osmose-/Leitungswasser, lasse eine Weile stehen und giesse komplett ab. Bei den Paph.hybriden und besonders beim Phrag. mach ich das ähnlich, aber giesse dazwischen auch mal wenig Wasser nach, dass sie feuchter bleiben. Ich hoffe, das ist auch für das rothschildianum okay. Dünger gibt es ca. 1x im Monat. Ca. 200 Mikrosiemens bei den Schuhen.


Lg Claudia

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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#55 von Orchidarium , 07.11.2021 07:23

Claudia, du könntest versuchen bei Triebabschluss den Schuh an den kühleren Standort zu zügeln. Alternativ wenns jahreszeitlich passt auch draußen lassen. Meist sollten ja 6 Wochen für die Induktion reichen. Obs klappt weiss ich nicht. Meine Mutter hatte vor vielen Jahren eine insigne Hybride und den stellten wir während 4 bis 6 Wochen nachts auf den Balkon. Funktionierte nicht jedes Jahr aber so 50% klappte es.


Gruss von Bernhard


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RE: Steckbrief Paphiopedilum rothschildianum

#56 von Orchimanio , 07.11.2021 16:21

Hallo Claudia,
ich habe Paph. rothschildianum mehrfach zur Blüte gebracht. Du mußt Geduld haben, die Blüte kommt nicht in jedem Jahr.
Ich habe nie auf eine Temperaturabsenkung geachtet. Meine Temperaturen sind im Wohnwintergarten im Winter nie tiefer als 15/16°C eher höher. Meine Orchis bekommen zum Teil direkte Sonne, hat noch nie geschadet.
Du solltest besonders die Wurzeln im Auge behalten. Habe in diesem Jahr an meiner großen Pflanze alle Wurzeln geschrottet, weil ich wohl zu spät umgetopft habe. Aktuell experimentiere ich mit Aminosäure Dünger, z. B. Vitanal, ein Paphi-Kollege von mir schwört darauf.
Hier habe ich schon tolle Pflanzen in reiner Wohnungskultur gesehen.
Gruß
Jörg


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RE: Paphiopedilum rothschildianum

#57 von Coldcase , 07.11.2021 16:26

Wer hat denn da die Überschrift geändert @Felix142 , bitte die Titel nicht verändern Wenn jeder seine eigene Überschrift macht , ist das irgendwann ein Kuddelmuddel


Liebe Grüsse , Sylvia


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RE: Paphiopedilum rothschildianum

#58 von cklaudia , 07.11.2021 17:29

Danke Bernhard und Jörg.
Mein erstes Ziel ist es, dass sich die Pflanze bei mir wohlfühlt und wächst. Auf Blüten mag ich durchaus warten, da bin ich äusserst geduldig. Die Kollegen, die sie mir schenkten, erwarten zwar baldige Blütenbilder, aber ich kann ja nicht zaubern. Besonders, da Schuhe nun mal so gar nicht meine Baustelle sind. Dass die Pflanze recht teuer ist, lässt bei mir aber etwas Druck entstehen...
Macht ihr das mit dem Giessen ähnlich wie ich? Oder lasst ihr sie auch mal austrocknen?


Lg Claudia

violett


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RE: Paphiopedilum rothschildianum

#59 von Coldcase , 07.11.2021 17:33

Claudia , mach dir keinen Druck . Wenn sie soweit ist , dann bist du die erste, die das mitbekommt
Man kann auch kein Neugeborenes 1 Woche später einschulen


Liebe Grüsse , Sylvia


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RE: Paphiopedilum rothschildianum

#60 von rauhaariger , 07.11.2021 17:44

Also ich lasse alle meine Paphiopedilum nie trocken fallen und wie bereits gesagt, mach dir keinen Stress, die rothschildianum ist mit Abstand die langsamste von allen. Ich schau meine, außer beim giessen, nur alle 4 Wochen näher an weil an ihr eigentlich nichts passiert. 1-2 Blätter im Jahr dann wars das auch.


LG Jörg

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