Lonis Orchideenforum

Dass ich inzwischen sehr lange nicht mehr hier online war, das hat unter anderem den Grund, dass mir nahezu alle Phalaenopsis vermutlich am Rhabdovirus eingegangen sind.
Da ich schon jahrelang viele Phalaenopsis besitze und niemals Probleme mit Viren o.ä. hatte, habe ich sie mir offensichtlich vor maximal einem Jahr mit irgendeinem Kauf eingefangen, wobei zu sagen ist, dass ich auf jeden Fall bewusst und nicht irgendwo meine Pflanzen kaufe...vermutlich wusste der Verkäufer zu diesem Zeitpunkt auch nichts vom Virus....womöglich waren es Importe, die kürzlich bei einem Zuchtbetrieb eingegangen sind....aber das hilft nun alles nichts
Zu Beginn ist mir fast gar nichts aufgefallen, da meine Pflanzen direkt über der Heizung stehen und in diesem Winter teilweise stark geheizt werden musste hier. Also habe ich leichte Blattveränderungen zunächst auf die trockene Heizungsluft zurückgeführt zumal die Blattveränderungen zuerst auf den Blattrückseiten auftraten. Auch kamen mir Viren erst gar nicht in den Sinn, ich achtete viel mehr auf irgendwelche Krabbelviecher.
Irgendwann, als die ersten Pflanzen fast alle Bläter verloren hatten, half mir diese Seite weiter und ich erkannte die Ähnlichkeit mit meinen Pflanzen. Inzwischen hatte ich meine Orchideen schon nach "krank und gesund" aufgeteilt und auch getrennt gestellt sofern dies bei meinen mangelnden Platzverhältnissen möglich ist.
Ich möchte nun hier den Krankheitsverlauf einer Pflanze schildern.
- leichte Blattveränderungen auf der Blattrückseite, es werden nie alle Blätter gleichzeitig betroffen, sondern nacheinander.
- die Pflanze wirkt nicht geschwächt, setzt möglicherweise auch noch Blüten und HBs an
- das erste Blatt fällt ab nachdem es gelb geworden war (selbstverständlich muss nicht jedes gelbgewordene Blatt auf diesen Virus zurückzuführen sein)
- der Pflanzenschaft ist inzwischen auch verändert, womöglich breiten sich die Viren nun vom Schaft auf der Pflanze aus.
- die Wurzeln sind noch total in Takt, die Pflanze hat jedoch immer weniger Blätter bis das letzte auch abfällt

adulte Pflanzen wirken robuster gegen das Virus. Ich habe hier ein wunderschöne PK, bei der ein Blatt offensichtlich stark befallen ist (heute habe ich es abgerissen) und ein Blatt ganz leicht; über die letzten Wochen konnte ich an dieser Pflanze keine Verschlechterung feststellen...deswegen habe ich sie noch nicht entsorgt, sie ist eine meiner ersten Pflanzen überhaupt und ich hänge an ihr.
Jungpflanzen, oder solche mit ohnehin wenig Blättern, sind schnell dahin.
Ich habe inzwischen ca nur nich ein Viertel der Orchideen, die ich mal hatte, werde auch in der nächsten Zeit nicht mehr "aufstocken".


befallene Pflanze von oben


Blattrückseite (leider etwas verwackelt, Beleuchtung war schlecht)


Pflanzenschaft der befallenen Pflanze




meine PK, die ich keinesfalls entsorgen möchte

Konstanze, das ist sehr bitter! Danke dafür, dass du uns vor diesem Krankheitsbild warnst! Passen die Blattflecken deiner Pflanzen generell zu den Beispielfotos bei Hark, also runde, helle Stellen? Deine PK hat ja eher nicht die runden Flecken, aber sie ist ja auch nicht so stark betroffen, meintest du.

Danke, @Solanum.
Ja, wenn man die Flecken mit der Lupe betrachtet, können es gut lauter kleine aneinandergereihte winzige Flecken sein. Ich habe mich an dem Hark-Foto "kurzes Rhabdovirus" hier orientiert...die Abbildung sieht exakt aus wie auch die Blätter meiner befallenen Pflanzen (habe heute großen Entsorgungstag, bisher 6 Pflanzen entsorgt...habe gehofft, dass es irgendann aufhört...dem war und ist wohl nicht so..einzig adulte Pflanzen sind offensichtlich robuster)

Ein absolutes Horror-Szenario, Konstanze und jeder Orchideenliebhaber fühlt mir Sicherheit mit dir!

Wie ansteckend ist so ein Virus eigentlich? Hast du deine Pflanzen immer seperat getaucht oder konnte sich der Virus durch Blattkontakt etc. verbreiten?

@Mandy
danke dir für dein Mitgefühl...ja, es ist tatsächlich furchtbar....man kann sich auch schwer von seinen Pflanzen trennen...ich würde auch heute nie eine Pflanze mit "Anfangssymptomen" sofort entsorgen...hätte immer noch die Hoffnung, dass sie es übelebt--ist vermutlich ein Fehler, aber natürlich hänge ich an meinen Pflanzen, die ich z.T. von klein auf gepäppelt habe.

Ich tauche meine Pflanzen nicht...sie werden alle nacheinander in der Badewanne gut getränkt. Ich denke, das Virus verbreitet sich in erster Linie durch Berührungskontakte, die ja, zumindest bei meinen relativ beengten Platzverhältnissen, unvermeidlich sind.

Konstanze, das ist ja schrecklich. Zumal eine Bekämpfung ja wohl nicht möglich ist, man nur durch penibelbste Hygenie eine Verbreitung verhindern kann. Wozu man aber ja erstmal wissen muss, was man da vor sich hat. Ich muss sagen, ich wäre auch nicht auf Virus gekommen, ohne deutliche runde, helle Kreise. Umso wertvoller Dein Bildmaterial. Meinst Du, Du könntest uns noch ein paar Nahaufnahmen zeigen?

@konstanze
Das ist ja einfach schrecklich , und ich denke, jeder hier im Forum ist mit Dir traurig.
Schön, daß Du uns die Geschichte erzählst und Bilder zeigst, damit wir noch aufmerksamer sind bei Neuerwerbungen.
Manchmal bin ich wider besseres Wissen auch zu leichtsinnig.

LG
Marle

Nahaufnahmen kann ich leider momentan nicht mehr "nachliefern", da ich heute "Großentsorgung" hatte. Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich wirklich um das Rhabdovirus handelt, für mich ist die Ähnlichkeit auf der angegebenen Harkseite jedoch so eindeutig, dass sich für mich keine Alternative stellt. Es handelt sich auch keineswegs um Krabbelviecher, keine Läuse, Fliegen etc., Lupe war oft in Betrieb...
Zu Beginn glaubte ich an zu trockene Luft (dito, Heizung) und aus diesem Grund vertrocknende Blätter....erst als immer mehr Pflanzen in der Umgebung die gleichen Symptome hatten und die erste bereits fast sämtliche Blätter verloren hatte erkannte ich die hässliche Wahrheit.



habe das abgerissene Blatt von meiner PK nochmal aus der Tonne gezogen, lag obenauf

Vielen Dank für den Bericht, Konstanze! Ich wäre bei dem Schadbild immer nur auf starken Spinnmilbenbefall gekommen, und niemals auf Viren. Drücke dir die Daumen für deine PK!

Das ist ja schrecklich und tut mir echt leid für dich und um deine schönen Pflanzen, Konstanze.

Oh Mensch, danke fürs Extra-Rausfischen, Konstanze! Ist wirklich wahnsinnig wertvoll Dein bericht, auch wenn wir Dir sicherlich alle das Wissen dazu gerne erspart hätten.

Zitat von Michaela im Beitrag #9

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Vielen Dank für den Bericht, Konstanze! Ich wäre bei dem Schadbild immer nur auf starken Spinnmilbenbefall gekommen, und niemals auf Viren. Drücke dir die Daumen für deine PK!

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Michaela meint bestimmt falsche Spinnmilben, die ja keine Gespinste machen, aber tatsächlich auch so silbrige, pockige Blätter hinterlassen bei starkem Befall. Mit dem Wischen hast Du aber natürkicht recht, so findet man sie zumindest.

Ich hätte rein vom Schadbild Thripse vermutet, die saugen die Zellen aus und hinterlassen silbrige Stellen am Blatt, aber die Viecher hättest du sicher nicht übersehen.

Das tut mir leid, Konstanze! Es wären mir allerdings auch als erstes Spinnmilben eingefallen. Gespinnste müssen ja nicht vorkommen. Das Schadbild passt, die trockene Heizungsluft und, dass der Befall zuerst an den Unterseiten sichtbar wird.