Lonis Orchideenforum

Pflanzen teilen oder doch nicht?

#1 von rauhaariger , 17.07.2021 17:53

Als ich vor 30 Jahren meine erste Cymbidium kaufte habe ich die damals alle 3-5 Jahre umgetopft und sie dabei in unzählige Teile zerlegt um sie hernach im Freundeskreis zu verschenkt. Irgendwann lernte ich den Orchideenzüchter und Händler Lehradt kennen, noch den Vater des heutigen Händlers, und der sagte mir, Cymbidien niemals teilen, dann leiden die an Blühkraft, man sollte sie immer in voller Größe lassen. Damals zeigte er mir bei sich große Mörtelkübel mit Cymbidien drin. Inzwischen habe ich selbst hier einen Mörtelkübel voll Cymbidium und ich frage mich wie lange ich das Spiel noch mitmachen will. Ok, sie hatte in Spitzenzeiten ca. 20 Blütenstiele und das sieht schon imposant aus aber irgendwann bekommst du das Ding auch nicht mehr gehändelt, im Winter muss die ja irgendwo in der Wohnung untergebracht werden.

Tja und nun habe ich mir noch ein paar weitere Spezis angeschafft und frage mich schon mal im Voraus wie das werden soll. Eine Potinara mit 8 Bulben macht gerade einen Neutrieb, ok, das kann lange dauern bis ich mir da den Kopf zerbrechen muss aber eine Laelia mit 6 Bulben macht gerade 5 Neutriebe, da ist ein Ende bald absehbar. Wie handhabt ihr das? Lasst ihr die Pflanzen so groß wie möglich werden oder teilt ihr sie ab einer bestimmten Größe?

Danke für Eure Antworten!

LG
Jörg


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RE: Pflanzen teilen oder doch nicht?

#2 von Christian N , 18.07.2021 09:42

Das, was Lehradt sen. über das Teilen von Cymbidium gesagt hat, gilt prinzipiell für die meisten Orchideen.
Es ist ein harter Einschnitt und nur gesunde und zur richtigen Zeit geteilte Pflanzen wachsen zügig weiter und blühen auch wieder.
Es gibt jedoch von Art zu Art Unterschiede.
Einige zerfallen mit der Zeit regelrecht ( Epidendrum porpax), andere nehmen das Auseinanderreißen längere Zeit übel ( Coelogyne cristata).

Um jedoch Cymbidien in großen Kübeln wachsen zu lassen, braucht es schon eine Gärtnerei. Es gibt jedoch noch einen Grund für die großen Kübel mit Cymbidien, sie dienten eigentlich der Schnittblütenproduktion, die heute aber kaum noch eine Rolle spielt. Wenn die Kübelpflanzen überaltert waren, wurde umgetopft und aus den Rückbulben neue Pflanzen gezogen.

Auch bei mir entstehen mit der Zeit umfangreiche Pflanzen.
Der Schauwert dieser Stücke ist unbestritten und mir blutet jedes Mal das Herz, wenn ich sie teilen muß.
Es geht aber dann doch leichter, wenn ich mich daran erinnere, wie oft Blütentriebe abbrechen (mein Onc. incurvum hatte 2 Dutzend davon, die sich über ein halbes Jahr lang entwickelten,die BT hatten eine Länge von 1 m und blühten ein viertel Jahr lang!) oder wie schwer Orchideekörbe sein können, wenn man sie aus dem Tauchbad nimmt und auf obere Stellagen wuchten oder die Aufhängung zielgenau vornehmen muß (weil einem sonst der Korb abstürzt).
Apropos Tauchbad.
Ich habe jetzt den maximalen Durchmesser für alle Kulturgefäße auf 30 cm festgelegt, bei viereckigen Körben ist das die Diagonale.
Damit sollten sich alle Orchideen in einem handelsüblichen Mörteleimer von ca. 40 cm i.Dm. tauchen lassen.
Ich habe zwar im GWH eine Kunststoffwanne zum Tauchen, aber im Sommer sind viele Orchideen im Garten verteilt und ich muß das Tauchgefäß an div. Stellen tragen.
Einige Orchideen ( Coel.cristata, Stanhopeen, Miltonien, div. Oncidien) wachsen gern über den Rand, dann passen sie auch nicht mehr ins Tauchgefäß und müßten geteilt werden.

Ich habe aber schon gute Erfahrungen damit gemacht, die überhängenden Rhizome bis tief ins Pflanzgefäß abzuschneiden und neue Töpfe/Körbe damit zu bepflanzen. Die verbleibende Pflanze wird geschont. Vorraussetzung ist jedoch, daß das Substrat noch in Ordnung ist.
Ist das nicht der Fall, kann man bei großen Körben vorsichtig das Substrat austauschen, solange Wurzeln und Triebe dabei nicht beschädigt werden.

Mein Fazit:

Als Anfänger habe ich alles, was irgendwie ging, beim Umpflanzen geteilt.
Die Teilstücke wuchsen meist schlechter.
Jetzt teile ich nur, wenn die Orchidee zu groß wird oder sie beim Umpflanzen auseinander fällt, bei empfindlichen Pflanzen lasse ich die Teilstücke dann trotzdem zusammen in einem Topf.
Ich habe die Wahl:
Meinen verfügbaren Kulturraum entweder für weniger Exemplare zu nutzen, die dafür aber größer sind und einen hohen Schauwert haben.
Oder aber meinem Sammeltrieb nach zu geben und mehr Orchideen unter zu bringen, indem ich sie, sobald das machbar ist, teile und die Teilstücke abgebe bzw. tausche.
Zur Zeit mache ich beides, tendiere aber nach und nach zu ersterem.


Gruß
Christian


Christian N
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RE: Pflanzen teilen oder doch nicht?

#3 von Chris , 18.07.2021 11:27

Zitat von Christian N im Beitrag #2
Ich habe die Wahl:
Meinen verfügbaren Kulturraum entweder für weniger Exemplare zu nutzen, die dafür aber größer sind und einen hohen Schauwert haben.
Oder aber meinem Sammeltrieb nach zu geben und mehr Orchideen unter zu bringen, indem ich sie, sobald das machbar ist, teile und die Teilstücke abgebe bzw. tausche.

Ich bin noch sehr jung bei der Orchideensache dabei, habe aber schon festgestellt, dass es wohl wirklich auf diese beiden Vorlieben hinausläuft. Meine Vorliebe ist ganz klar die große, üppige Pflanze. Meine Gegebenheiten (Wohnung) stehen dem leider im Weg, daher habe ich bislang nur zwei oder drei Pflanzen, die ich wachsen lasse bzw. muss mich notgedrungen vorerst einmal mit kleinen Arten begnügen.

Letztlich werden es immer die Gegebenheiten sein, die das Vergnügen einschränken. Ist aber auch schon im kleineren Bereich der Fall, wenn man z.B. zwar nicht zu große, aber zu viele Pflanzen hat, um diese stressfrei versorgen zu können. Das ist für mich die klare Grenze. Daher fliegt alles, was zu viel bzw. zu groß ist.

Ich denke, deine Monstercymbidium nach zig Jahren einmal zu teilen ist weniger schlimm für die Pflanze und man selber hat dann wieder Luft und die nächsten zehn Jahre entspannte Freude an ihr.


Chris
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RE: Pflanzen teilen oder doch nicht?

#4 von rauhaariger , 18.07.2021 11:42

Tja, die ewige Frage nach der Qualität oder Quantität.

Ganz herzlichen Dank für die Antworten, das hilft mir sehr weiter und ich werde mich wohl auch eher für den Schauwert entscheiden wobei, wie Chris es schreibt, bei der Cymbidie, bei aller Liebe zum Schauwert auch irgendwann mal Schluss ist und ich ihr im nächsten Jahr dann wohl die Teilung antragen werde.

LG
Jörg


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