Lonis Orchideenforum

Vorbeugende Stärkung

#1 von Chris , 17.07.2021 14:56

Ich weiß nicht, ob das Thema wirklich in den "Pflanzenschutz"-Sektor passt. Bei Bedarf bitte in ein zutreffendes Eckchen verschieben.

Nachdem die Ackerschachtelhalmbrühe im Garten schon einen ziemlich fixen Platz hat, bin ich nun am Überlegen, ob ich sie auch bei Orchideen anwenden soll. Eventueller Pilzbefall ist jetzt eher weniger meine Sorge, mir geht es um Möglichkeiten, die Pflanzen abseits von den üblichen Düngern zu stärken. Oder kann man das bleiben lassen, wenn man sowieso Rundumdünger mit allen möglichen Mikronährstoffen verwendet?

Nützt jemand von euch "Gartenlösungen" wie diverse Jauchen oder Brühen bei Orchideen?


Chris
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RE: Vorbeugende Stärkung

#2 von Steffi M. , 17.07.2021 23:54

Interessantes Thema!
Im Garten benutze ich Sud aus Rhabarberblättern als Dünger und gegen Blattläuse. Das Kalium stärkt die Pflanzen. Aber ich habe mich bisher nicht getraut, es bei den Orchideen anzuwenden. Von daher würde es mich auch sehr interessieren, wenn jemand Jauchen, Brühen o.Ä. benutzt.


Steffi M.
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RE: Vorbeugende Stärkung

#3 von Leo H. , 18.07.2021 00:14

Schachtelhalmsud wirkt deshalb stärkend auf Pflanzen, weil er reich an Kieselsäuren ist. Diese machen die Zellwände stabiler und robuster wodurch das Gewebe spürbar fester und weniger anfällig für Pilze wird. Ich sehe also keinen Grund, warum er auf Orchideen nicht auch stärkend wirken sollte. Das einzige Problem könnte natürlich sein, das er Bakterienwachstum und somit die Zersetzung des Substrats fördert.

Kieselsäuren sind auch als (sehr teurer) Monodünger erhältlich, werden dann aber häufig unter dem Namen Siliziumdünger bzw. englisch silica verkauft (Kieselsäuren sind die Sauerstoffsäuren des Siliziums).

Aber dazu können dir die (Bio-)Chemieexperten im Forum sicher mehr erzählen als ich.


Liebe Grüße,

Leo


Leo H.
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zuletzt bearbeitet 18.07.2021

RE: Vorbeugende Stärkung

#4 von Grisu , 18.07.2021 02:29

Zitat von Steffi M. im Beitrag #2
Interessantes Thema!
Im Garten benutze ich Sud aus Rhabarberblättern als Dünger und gegen Blattläuse. Das Kalium stärkt die Pflanzen. Aber ich habe mich bisher nicht getraut, es bei den Orchideen anzuwenden. Von daher würde es mich auch sehr interessieren, wenn jemand Jauchen, Brühen o.Ä. benutzt.


Hallo @Steffi M.,
Ich Freien schütte ich alles über meine Vanda oder Orchideen. Brennessel-, Beinwell-, Schachtelhalmjauche (nenne ich speziell für die Romantiker) oder Grasschnitt-, Laub- oder Gemüseblattjauche. Ganz egal was, es ist überall NPK (Stickstoff, Phosphor, Kalium) enthalten. Den Orchidern ist es egal woher es kommt. Und eine Orchidee benötigt davon nur einen Bruchteil. Rhabarberjauche ist genauso geeignet. Im Freien möchte ich nicht teuren Orchideendünger ins Grundwasser schießen. Nur so nebenbei bemerkt. Ein hoher Nitratwert in Wasser kann bei Kindern Darmkrebs verursachen. Naja natürlich sind Orchideenliebhaber nicht die Verursacher hoher Nitratkonzentrationen in Grundwasser. Aber man sollte doch mal etwas darüber nachdenken, ob es Sinn macht Unmengen als Blaukorn oder anderen Düngern in die Natur zu ballern.
Ob Rhabarber eine besondere Wirkung hat kann ich nicht sagen. Aber ich denke wird nicht viel anders sein als andere Jauchen. Oxalsäure ist vernachlässigbar wenig drin. Ob das eine besondere Wirkung hat bezweifle ich. Die Oxalsäurekonzentration nimmt im Sommer zu. Deshalb sollte man Rhabarber dann nicht mehr zum Genuss ernten (ab Johannistag am 24. Juni). Aber Jauche stinkt natürlich erbärmlich. Deshalb hab ich es heuer noch nicht absichtlich angesetzt.
Im Haus würde ich es auf keinen Fall anwenden. Der Gestank ist nicht auszuhalten.
Man liest sogar, dass mancher Pferdekot oder Hühnerkot verwenden. Naja Natur pur halt :-)
Aber handelsüblicher Orchideendünger enthält alles was eine Orchidee braucht. Kalium ist da genug enthalten. Zum Beispiel enthält ein sogenannter Blütendünger 8-5-20 verhältnismäßig viel Kalium. Aber Blüten werden dadurch auch nicht mehr. Dabei geht es um Verhältnis von Salzen im Substrat. Also damit der Kaliumgehalt beim Blütenwachstum nicht zu niedrig wird im Verhältnis zu den anderen Bestandteilen. Aber das ist eher theoretisch.
Wichtiger ist zu überlegen woher die Orchidee Magnesium und Cacium bekommt. In Leitungswasser ist es enthalten und wird auch ausreichend aufgenommen. Wer nur Regenwasser oder Osmosewasser verwendet, sollte einen Dünger mit Mg und Ca verwenden.

Schöne Grüße
Christian


Grisu
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RE: Vorbeugende Stärkung

#5 von Chemengel , 18.07.2021 18:08

Also ich achte nur auf ausgewogene Ca und Mg Gaben, alles andere ist im Substrat schon drin oder im Dünger.


Besten Gruß,

Julia


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RE: Vorbeugende Stärkung

#6 von Grisu , 18.07.2021 22:13

Bei mir ist es im Leitungswasser. Auf den Düngerfläschchen steht nichts davon. Und Substrat haben meine Orchideen derzeit nicht. Nur Cymbidium und eine Hybride. Auch drei Paphiopedilum sind letzte Woche aus dem Substrat gewandert. Und gut war es, weil das Substrat viel zu wasserhaltend war.


Grisu
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RE: Vorbeugende Stärkung

#7 von Chemengel , 18.07.2021 22:46

Es gibt Dünger nur mit Calcium und Magnesium, oder mit Zusatz Mg. Im Leitungswasser ist es teilweise wohl nicht komplett verwertbar, zumindest bei einem höheren pH.


Besten Gruß,

Julia


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RE: Vorbeugende Stärkung

#8 von newmoon2018 , 18.07.2021 22:51

Aber ist in einem Orchideen Volldünger nicht immer auch Calcium und Magnesium enthalten. Muss man den denn extra verabreichen?
Grüsse Yvonne


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RE: Vorbeugende Stärkung

#9 von Chris , 18.07.2021 23:09

Danke für die Rückmeldungen!

Zitat von Leo H. im Beitrag #3
Schachtelhalmsud wirkt deshalb stärkend auf Pflanzen, weil er reich an Kieselsäuren ist. Diese machen die Zellwände stabiler und robuster wodurch das Gewebe spürbar fester und weniger anfällig für Pilze wird.

Zitat von Chemengel im Beitrag #5
Also ich achte nur auf ausgewogene Ca und Mg Gaben, alles andere ist im Substrat schon drin oder im Dünger.

Ich verwende zwei Peters Dünger, einer davon ist dieser hier: https://world-of-grow.de/Peters-Professi...ant-Starter-1KG
Ich sehe jetzt nicht, dass die drei genannten Elemente (Kieselsäuren, Calcium, Magnesium) darin enthalten sind.

Also vielleicht doch mal den Schachtelhalmsud nehmen. Ich gieße mit Leitungswasser bzw. einem Verschnitt LW/dest.W.. Da sollte Ca/Mg laut diversen Meinungen enthalten sein, wenn auch vielleicht nicht zu 100% aufnehmbar.


Chris
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RE: Vorbeugende Stärkung

#10 von Chemengel , 18.07.2021 23:54

Peters hat welche mit MgO, für weiches Wasser. Hab einen 20-20-20 plus MgO oder so.
Ackerschachtelhalm ist im meinem Substrat von Schwerters, sprich Si-Verbindungen. Ansonsten, muss man testen ob Pflanzen die in der Wohnung stehen ohne viele Bodenorganismen das aufnehmen können. Weiß ich nicht, deswegen kann ich dazu nichts sagen.


Besten Gruß,

Julia


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RE: Vorbeugende Stärkung

#11 von Leo H. , 19.07.2021 00:41

Hi Julia,

bezüglich der Aufnahme von Kieselsäure durch Orchideen: Das hat mich gestern (bzw. vorgestern wenn das schreiben etwas länger dauert) auch brennend interessiert und ich habe folgende Studien gefunden:

https://www.sciencedirect.com/science/ar...304423818304801

https://www.sciencedirect.com/science/ar...30442382030100X

Wenn ich sie richtig verstehe/deute lässt sich aus der ersten schließen, das Orthokieselsäure über die Blätter aufgenommen werden kann. Aus der zweiten lässt sich schließen, das es auch ohne Mikroorganismen über die Wurzeln aufgenommen werden kann, da in vitro keine Mikroorganismen vorhanden sind und trotzdem bei zu hoher Konzentration eine systematisch toxische Wirkung beobachtet werden konnte. Beide Studien merken an, dass Silizium ein wichtiges Spurenelement ist, welches in zu hoher Konzentration allerdings giftig wirkt. In korrekt angewandter Schachtelhalmbrühe sind diese giftigen Konzentrationen (für Orthokieselsäure laut zweiterer Studie 11mmol pro L bei Sämlingen von Dendrobium secundum) aber wahrscheinlich nicht gegeben. Die zweite Studie meint auch, das Siliziumnanopartikel die pflanzenverteäglichste Quelle seien. Mit Nanopartikeln wäre ich aber vorsichtig, die sind aufgrund der geringen Größe und verstärkten Reaktivität manchmal nicht ganz ungefährlich.

Ich habe versucht zu berechnen, wie viel Gramm pro Liter 11 mmol Orthokieselsäure sind und bin darauf gekommen:

M von Orthokieselsäure = 96.113g/mol
96.113g × 0,001 (Umrechnung auf g/mmol)
0,096133 |×11
=~1,06g

Kann das stimmen oder liege ich daneben? Das ganze rumjonglieren mit molaren Konzentrationen, molarer Masse usw. hat mir nie so richtig gelegen


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Vorbeugende Stärkung

#12 von Chemengel , 19.07.2021 11:28

Sollte passen. Wo kriegst du denn reine ortho-Kieselsäure?


Besten Gruß,

Julia


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RE: Vorbeugende Stärkung

#13 von Leo H. , 19.07.2021 11:52

Wahrscheinlich bei Sigma-Aldrich, aber darum ging es mir gar nicht. Ich wollte nur errechnen, ob man bei Schachtelhalmsud eine Siliziumvergiftung der Pflanze zu befürchten hat. Da ich bezweifele, das dadrin 1g/L Orthokieselsäure ist bzw. über 1g aller enthaltenen Kieselsäuren zusammen, würde ich sagen, das es korrekt angewandt safe für Orchideen ist.
Natürlich ist es möglich, das Dikieselsäure usw. deutlich toxischer für Pflanzen sind, das habe ich nicht einkalkuliert, aber auch keine Studie gefunden.

Außer Nanopartikeln und Orthokieselsäure wurde auch ein Gemisch von Kaliumsilikat und Natriumsilikat sowie reines Kaliumsilikat benutzt. Aber wie gesagt, selbst mit diesen Ausgangsstoffen zu experimentieren halte ich für nicht sinnvoll.


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Vorbeugende Stärkung

#14 von Chemengel , 21.07.2021 16:53

Da bin ich deiner Ansicht. Auf der anderen Seite Silikate sind eher schwerer aufzunehmen als Kieselsäure nehme ich an? Ein bisschen Schachtelhalm hier und da sollte genügen. Ich glaube man muss sich darüber nicht zu sehr Kopf machen. Eine gute Haupternährung inkl. Spurenelementen sollte das meiste bringen.


Besten Gruß,

Julia


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