Lonis Orchideenforum

Tonröhren zum Aufbinden

#1 von Christian G , 23.03.2021 14:44

Hallo

ich möchte hier mal kurz die Herstellung von Tonröhren und die Kultur von aufgebundenen Orchideen auf Tonröhren anschneiden.

Im Prinzip sind bei der Kultur mit Tonröhren zwei Punkte sehr wichtig:

1. durch kleine Undichtigkeiten des Tones dringt Feuchtigkeit durch die Wand der Röhrem und hält die Wurzeln der Orchideen feucht,

2. durch die Verdunstung dieser Feuchtigkeit an der Oberfläche findet eine Abkühlung statt. Dies verbessert Überlebenschancen von kühler zu kultivierenden Orchideen. Je mehr Raumluft an der Röhre vorbeistreicht, desto mehr Feuchtigkeit wird freigesetzt und desto mehr wird abgekühlt. In südlichen Ländern werden Getränke in Tonkrügen gelagert und durch die Verdunstungskälte bleiben da Getränke kühler ... das gleiche Prinzip.

Im April 2006 töpferte ich mit zwei gestandenen Männern aus unserer Orchideengruppe, die noch nie Kontakt mit Ton hatten, ein paar Röhren und andere Pflanzgefäße ...



... und seht Euch mal an, was nach einer guten Stunde entstanden war.



Ich habe noch ein paar Röhren zusätzlich für meinen Versuch hergestellt. Als Material nahm ich grobschamottierten Ton mit 40% Schamotteanteil. Dieser Ton bleibt nach dem Brand leicht durchlässig für Feuchtigkeit. Meine Röhren waren bei einer Wandstärke von ca 8 mm 6 - 14 cm hoch. Die Oberfläche habe ich außen zum besseren Festwachsen der Wurzeln stark angerauht.



Nach dem Trocknen kam ein Schrühbrand mit ca 900°C. Die geschrühten Röhren stellte ich in eine Wanne und füllte sie mit Wasser um die Durchlässigkeit zu testen.



An der Außenseite zeigte sich sofort Nässe ...



... und da lief schon die Brühe. Ich sage deshalb Brühe, weil anfangs aus dem gebrannten Ton einige Salze ausgespült wurden.



Der Waaerstand wurde regelmäßig gemessen. Hier kann man auch die orangeroten Salzablagerungen sehen.



An den fast leeren Röhren ist immer noch eine Spur Feuchtigkeit zu sehen, da der Ton die Feuchtigkeit wie ein Docht noch oben saugt ...



... und so sieht es innen aus.



Um die, die Wandung durchdringende, Feuchtigkeit zu reduzieren glasierte ich die Innenseite und nach dem Glasurbrand bei 1065°C sieht nach einer längeren Testung die Röhre innen so aus. Insgesamt gesehen verloren die Röhren in meinen Augen zu viel Flüssigkeit.



Da sich die dünne aufgeschmolzene Glasurschicht minimal stärker als der Ton beim Abühlen zusammenzieht entstehen Mikrorisse in der Glasuroberfläche, der soganannte bekannte Craquele-Effekt. Würde sich umgekehrt der Ton stärker als die Glasur zusammenziehen, dann würde letztere absplittern.

Damit hatte ich mein erstes Ziel erreicht.


Liebe Grüße Christian G ....... winke-winke


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#2 von Galahad , 23.03.2021 15:24

Ich bin immer wieder beeindruckt, was Du schon so alles ausprobiert und gebastelt hast. Toll!


Lieben Gruß aus dem hohen Norden
Ninja


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#3 von Orchinator , 23.03.2021 15:26

Das funktioniert aber nur geringfügig, denn wenn die Außenluft bereits gesättigt ist, kann diese auch keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen, so mit wird die diffusion des Wassers durch den Werkstoff Ton gestoppt somit kann auch keine Verdunstung erfolgen. Das ist das gleiche Prinzip beim Menschen, er schwitzt um sich durch Verdunstung zu kühlen, ist es jetzt Schwül findet diese Verdunstung nicht statt so das sich Schweissperlen bilden.


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zuletzt bearbeitet 23.03.2021

RE: Tonröhren zum Aufbinden

#4 von GraBer , 23.03.2021 15:52

Ich nutze auch Tonröhren. Bei einigen funktioniert es und bei anderen wächst das Moos wunderschön aber die Pflanze will nicht. Lepanthes kobbte ich nicht drauf halten. Restrepia hab ich nur eine unter dem Versuch. Jedoch gibts eine Mini die sich die Röhre selber ausgesucht hat bzw solange gewachsen ist bis sie sich anhaften konnte. Aber leider ist der Erfolg bei mir minimal.


Grüßelchen
Gracia


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#5 von Christian G , 23.03.2021 16:04

Hallo,

warum ich gerade nun über meine Erfahrung mit Tonröhren berichte ??? Ich konnte vor ein paar Tagen eine auf einer dieser Tonröhren blühende Orchidee fotografieren und da dachte ich mir, da sollte ich mal berichten.

Lange vor 2008 erhielt ich eine Sophronitis. Die gedieh sehr gut und die Pflanze wurde dann als Versuchsobjekt im Janur 2010 auf eine dieser selbstgetöpferten Tonröhren aufgebunden. Es war damals eine kräftige Pflanze, die trotz Verkleinerung in allen Jahren seitdem immer wieder blühte. Die Wurzeln sehen nach dem Aufbinden am 6.1.2010 braun und nicht sehr vital aus.



Dies ist der Zustand am 14.5.2010 mit beginnendem Mooswachstum, das sich von alleine angesiedelt hat ...



... und am 1.6.2010 kann ich ein beginnendes Wurzelwachstum in die Umgegend dokumentieren ...



... und am 27.7.2010 ist das Wurzelwachstum schon heftig. Dies lässt sich damit begründen, daß zu diesem Zeitpunkt die Pflanze noch nicht unter dem tropfenden Vernebelungssystem hing und sich die Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft suchen musste..



Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich die Tonröhre danach aus meinen Augen verlor und nicht weiter beobachtete. Es hatte einen großen Crash im GWH gegeben und zum Beispiel alle Orchideen, die zusätzlich auf dem oberen Bild zu sehen sind, sind kaputt. Darüber gibt es irgendwann einen Bericht.

Vor zwei Jahren reduzierte ich danach den Einsatz der Vernebelung und hängte die Tonröhre unter eine der Vernebelungsdüsen. Von dem Düsenkopf der Vernebelung tropft von oben zeitweise Osmosewasser herunter und hält alles nass. Das Bild stammt vom März 2010. Im Sommer, wenn die Vernebelung öfters läuft, tropft entsprechend mehr Wasser bis sich der Druck im Röhren-System abgebaut hat.



Das ist der Blick in das Innere der fast zugewachsenen Tonröhre. Der obere Pfeil zeigt den Röhrenrand, der untere den Wasserspiegel.



Allerdings hat sich das Moos wesentlich besser entwickelt als die Orchidee und mit Moos ist die Pflanze 11 Jahre später im März 2021 16 cm hoch, ein Bulb mit Blatt 11 cm lang, zwei Blüten und zwei Knospen ...



... und die Blüte 4 cm hoch. Vielleicht kann mir noch jemand sagen, was für eine Sophronitis dies ist. Die Blüten kommen paarweise und haben eine Blütenscheide. Ich dachte an eine Sophronitis coccinea oder mantiqueira.



Zusammenfassend kann ich mit meinen bescheidenen Erfahrungen sagen:

Diese Kultur an dieser Tonröhre ist sehr feucht. Innen rein kommt beim Überbrausen nur einmal in der Woche etwas Wasser. Nur die Nährstoffe fehlen halt beim herunter tropfenden Osmosewasser und woher soll diese Pflanze die Kraft nehmen deutlich zuzulegen? Ich bin froh, daß sie weit über 13 Jahre überlebt hat.

Dann kam mir beim Experimentieren mit den Tonröhren doch die Idee, warum nicht gleich die Röhren mit Orchideen und Blüten töpfern??? Warum so lange auf die Blüten warten und auch noch die Pflanze pflegen??? So geschah es und diese Orchideen blühen über die ganzen Jahre und auch noch heute.

Die blühende Sophronitis zeige ich mal gleich, ich habe sie ins Sphagnum gestellt, diese Tonröhre immer um 60° weitergedreht und drei Aufnahmen zusammen montiert.



Über meine Versuche mit "Dauerblühern" werde ich aber lieber in der Hobbythek berichten. Also schaut dort mal rein.


Liebe Grüße Christian G ....... winke-winke


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#6 von Orchinator , 23.03.2021 16:15

Nein bitte nicht falsch verstehen es ist ja auch eine sehr tolle idee und für eine andauernde Befeuchtung der Wurzeln von einer Orchidee. Es Klappt halt nur nicht so gut mit der Kühlung wie gewünscht da uns hier leider in unseren Breitengeraden trockenheit und Hitze fehlt.


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#7 von Leo H. , 23.03.2021 19:50

Sven, das musst du relativ sehen. Eine SW-Fensternische heizt sich selbst mit (zugegeben nicht sehr starker) Schattierung im Sommer auf 25-28 Grad auf, wenn nicht mehr. Kommt dann auch noch die niedrige LF im Zimmer und ein Ventillator, um die Wärme erträglicher zu machen hinzu, dann kann der Kühleffekt sogar ungesund stark werden. Tonröhren sind für mich einerseits aufgrund ihrer Versprechungen interessant, andererseits scheinen sie in einem häuslichen Umfeld diese nicht ausreichend zu bieten (Stichwort leer nach einigen Stunden, Stichwort Tropfwasser)


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#8 von Orchinator , 23.03.2021 20:02

@Leo H. Ich. Kann leider nichts relativ sehehen, wenn ich nicht mit hilfe tenischer Hilfmittel phsysikalische grundgesätze ändern kann.

Beispiel : eine Klimaanlage saugt zum größten teil Gebrauchte Raumluft an und mischt diese mit Frischluft um sie mit Sauerstoff anzureichern. Anschließend wird die Luft erwärmt um sie trocken zu machen, um sie anschließend neu zu befeuchten und somit zu kühlen. Diese Funktion bekommst du mit einem einfachem Tonröhrchen nicht hin.


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#9 von Leo H. , 23.03.2021 20:38

Physikalische Grundsätze kannst du auch mit technischen Hilfsmitteln nicht ändern. Relativ gesehen bedeutet, das man es nicht verallgemeinern kann. Nur weil es bei dir nicht effektiv funktioniert, heißt das nich lange nicht, das das überall so ist. Man muss es eben im Einzelfall betrachten.


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#10 von Orchinator , 23.03.2021 20:49

Zitat von Leo H. im Beitrag #9
Physikalische Grundsätze kannst du auch mit technischen Hilfsmitteln nicht ändern. Relativ gesehen bedeutet, das man es nicht verallgemeinern kann. Nur weil es bei dir nicht effektiv funktioniert, heißt das nich lange nicht, das das überall so ist. Man muss es eben im Einzelfall betrachten.

Also wenn ich Pysikalische Grundsätze mittels Technik nicht ändern kann, dann habe ich in meinen 4 Jahren Fachabitur wohl nicht aufgepasst.


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zuletzt bearbeitet 23.03.2021

RE: Tonröhren zum Aufbinden

#11 von Steffi M. , 23.03.2021 21:22

Christian, könnte man nicht statt von innen zu glasieren auch höher brennen? Wenn man mit 1100 Grad brennen würde, wären die Röhren sicher schon nicht mehr ganz so wasserdurchlässig.
Bzw würde mich noch interessieren, welche Glasur du für innen benutzt, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass im niedrigen Brennbereich einige Glasuren Wasser durchlassen, einige aber auch wasserdicht sind.


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#12 von Leo H. , 23.03.2021 21:38

Zitat von Orchinator im Beitrag #10
Zitat von Leo H. im Beitrag #9
Physikalische Grundsätze kannst du auch mit technischen Hilfsmitteln nicht ändern. Relativ gesehen bedeutet, das man es nicht verallgemeinern kann. Nur weil es bei dir nicht effektiv funktioniert, heißt das nich lange nicht, das das überall so ist. Man muss es eben im Einzelfall betrachten.

Also wenn ich Pysikalische Grundsätze mittels Technik nicht ändern kann, dann habe ich in meinen 4 Jahren Fachabitur wohl nicht aufgepasst.


Die physikalischen Gesetze kannst du mit haushaltsüblicher Technik nicht neu definieren. Die Parameter kannst du natürlich verändern, aber was genau meinst du denn mit Grundsätzen? Anscheinend reden wir aneinander vorbei...


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#13 von Orchinator , 23.03.2021 21:43

@Leo H. Die grundsätze hast du eingeworfen.

Mir ging es lediglich daru das eine Kühlung von Pflanzen durch Verdunstung von Wasser in unseren breiten graden ehr schwer wird und nzr minimal funktioniert. Dieses habe ich extra mit dem Thema schwitzen erläutert.


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#14 von Leo H. , 23.03.2021 21:57

Ja, da habe ich mich verlesen - geht auf meine Kappe. Aber, Zitat: "physikalische Grundgesätze ändern" führt ja noch direkter zum Problem . Ist jetzt ja auch egal.

Wie oben schon angemerkt, es kommt auf den Einzelfall an. Bei mir würde das mit dem Kühlungseffekt sogar ohne Ventilator funktionieren, glaub mir. Sogar ganz banale Tontöpfe werden bei mir nach dem Wässern kalt.


Liebe Grüße,

Leo


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RE: Tonröhren zum Aufbinden

#15 von Christian G , 24.03.2021 07:07

Hallo @Steffi M.

Zitat von Steffi M. im Beitrag #11
Christian, könnte man nicht statt von innen zu glasieren auch höher brennen? Wenn man mit 1100 Grad brennen würde, wären die Röhren sicher schon nicht mehr ganz so wasserdurchlässig.
Bzw würde mich noch interessieren, welche Glasur du für innen benutzt, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass im niedrigen Brennbereich einige Glasuren Wasser durchlassen, einige aber auch wasserdicht sind


Bei hochschamottierten Tonen hilft auch ein höherer Brand nichts, es bleibt die Durchlässigkeit. Da soviel bereits gebrannter und dann zermahlener ehemaliger Ton zugefügt wurde, kann der Ton an sich nicht mehr sintern. Man spricht von mageren Tonen.

Im Gegensatz sind die meisten natürlich aufgefunden Tonlager nach einer Reinigung fette Tone. Bei diesen Tonen sintert das Gefüge zusammen und die vielen kleinen Tonplättchen fügen sich irreversibel dicht zuammen und die Wand eines Gefäßes ist dicht. Dieser Vorgang ist deutlich durch ein Schrumpfen des Tones zu sehen.



Die zwei längsten von meinen Stäben sind meine grob schamottierten Tone. Der zweite von rechts rot brennend, der vierte von links weiß brennend, den ich für die Tonröhren benutzte und der vierte von rechts ein Steizeugton, den habe ich für die Röhren mit den Dauerblühern beutzt. Dieser gebrannte Steinzeugton ist sehr stark geschrumpft und auch ohne Glsur absolut dicht, also für unsere Zwecke nicht brauchbar.

Mann kann die Durchlässigkeit einer Tonröhre aus stark schamottierten Ton reduzieren, wenn mann die Wandstärke vergrößert, dabei wird das Teil allerdings immer schwerer.

Ich benutzte die Glasur 289 aus der Massemühle bei Coburg. Diese Glasur kaufte ich in 25 Kilo Säcken. Bei den Tonröhren rührte ich diese Glasur sehr dünn an. Deshalb entstand auch nur eine sehr dünne Glasuschicht im Inneren der Röhre. Nach dem Erkalten bildeten sich die gewünschten Haarrisse, die dann die Feuchtigkeit durchlassen. Eine dickere Glasurschicht würde natürlich weniger durchlassen.

Zusammenfassend kann ich also durch die Auswahl der Tonsorte, durch die Dicke der Wandung und durch die Dicke des Glasurauftrages die Durchlässigkeit empirisch steuern.

Bei meiner leicht glasierten Röhre war noch nach Tagen Wasser drin. Das reichte, da anfangs die Vernebelung sehr oft lief und die LF im kühleren Bereich in der Regel nicht unter 80% absank. Dadurch erhielt die Orchidee eigentlich genug Feuchtigkeit aus der Umgegend.


Liebe Grüße Christian G ....... winke-winke


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