Lonis Orchideenforum

Zitat von Hallo! im Beitrag #1

---

Ich habe heute in dem Behälter mit dem alten Substrat (das hebe ich immer auf, weil ich meine Bletilla, Calla und Amaryllis darin topfe) eine alte abgeschnittene Wurzel gefunden. Aber was ist das? Da kommt eine neue Pflanze raus!




Dieser Trieb ist ca. 4 mm groß.

Von was die Wurzel ist weiß ich nicht. Die könnte praktisch von jeder meiner Orchids sein.

---

Das ist keine Wurzel, aus der der Trieb kommt, in dieser Gegend liegt kein Meristem, sondern wenn an der Wurzel, dann an der Wurzelspitze. Das Gewebe, aus dem wie hier abgebildet eine Pflanze wächst, ist noch ein Reststück der Pflanzenbasis und dort sitzt verwendbares/verwertbares meristemisches Gewebe. Und das treibt nun aus. Es gibt an dem Pflanzenstamm 3 Gegenden, wo so ein pluripotentes Gewebe vorkommt, ...
am Ansatz von Wurzeln, Blütentrieben und Blättern.
Weiteres Gewebe, das man verwenden kann, liegt an der Blattspitze, Wurzelspitze, dann an den Nodien des heranwachsenden Blütentriebes (wenn sich Knospen formieren, ist das Gewebe bereits *verbraucht* = zu weit differenziert), Blütentriebspitze. Es ist eine Herausforderung zu erforschen, wo man dieses Gewebe findet. Im Reiche der Orchideen ist dies bereits gut untersucht. Aber bei Gattungen Paphiopedilum & Co tappt man größtenteils noch im Dunklen, hier ist eine erfolgreiche Gewebekultur ein Zufallstreffer.
Das wollte ich nur richtigstellen, ansonsten ... es gibt im Pflanzenreich archaische Wege der vegetative Vermehrung.
ZB auch die Antherenkultur, man kann aus Pollen alleine eine Pflanze generieren, der Chromosomensatz ist dann haploid. Aus weiblichen Gameten gelingt das nur sehr selten. Dies wird zB seit Jahrzehnten bei Mais, Getreide, ... durchgeführt. Durch Zellfusion mit anderen haploiden Zellen anderer, zusätzlicher Eigenschaften erhält man wieder den diploiden Chromosomensatz. Das ist Teil der Genmanipulation, die teilweise so verpönt ist und 99% der Menschen äfft es nach ohne zu wissen, was zB "Genmais" wirklich ist. Man kann damit *Eigenschaften* verpaaren, zB Temperaturtoleranz, Trockentoleranz, Ertrageigenschaften, ... . Und diese Eigenschaften addieren sich tatsächlich. Aber egal. Pflanzen mit haploiden Chromosomensatz können auch blühen, bleiben aber im Habitus wesentlich kleiner, so passt zB eine haploide Stanhopea tigrina blühend in eine Kinderhand. Über diese Methode geht auch eine Stanhopea mit einer Phalaenopsis zu kreuzen (besser zu fusionieren). Man kann aus Pflanzen ungemein viel anstellen, es muss die Blüte gar nicht das Ziel sein ...

Danke, LaminarFlow! Jetzt kennen alle noch die Wissenschaft hinter diesem, wie ich finde, immer noch erstaunlichen Zufall.

Zitat von LaminarFlow im Beitrag #18

---

Pflanzen mit haploiden Chromosomensatz können auch blühen, bleiben aber im Habitus wesentlich kleiner, so passt zB eine haploide Stanhopea tigrina blühend in eine Kinderhand.

---

Das hört sich cool an hast du ein Bild der mini Stanhopea?

Zitat von Orchideenfans im Beitrag #17

---

Spannend! Wie ist es weiter gegangen??!!

---

Sieht jetzt so aus:



Ich weiß jetzt auch genau von welcher Orchi die Wurzel stammt, nämlich von meiner Doritis (Phalaenopsis) pulcherrima.

Zitat von R. St. im Beitrag #26

---

Meinst Du sowas?
Wenn aus alten Wurzeln neue treiben?

---

Genau!
Die neuen Wurzeln entstehen ja nicht unbedingt an den Spitzen der alten.