Lonis Orchideenforum

Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#1 von eve_may , 21.07.2020 16:34

Gerne möchte ich hier ein wenig zu der japanischen Kulturmethode mit Neofinetia falcata schreiben und wie ich sie getopft habe.
Der japanische Name für Neofinetia falcata lautet "Furan" und bedeutet "Windorchidee". Als "Fukiran" (deutsch: Orchidee der Reichen und Adligen) werden nur jene bezeichnet, welche von der "Japan Fuukiran Society" anerkannt und registriert wurden. Es gibt aber hunderte von Variationen.

Die Art und Weise, die Orchideen auf einem luftigen Mooshügel in einem Keramiktopf ("Nishikibachi"), wird "Takaue" genannt, was etwas Ähnliches wie "Hohe Aufstellung" bedeutet. Von diesem inspiriert, wollte ich auch Neofinetia falcata kultivieren und habe auch schon Sedirea japonica (japanisch "Nagoran" ) in diesem Stil getopft gesehen. Deshalb habe ich mich tiefer damit befasst und zwei Neofinetia falcata und eine Sedirea japonica auf einem Mooshügel versucht zu topfen.
Dazu habe ich dieses Video angeschaut und sehr hilfreich gefunden: Youtube Link

Ich gebe hier nochmals eine kurze Beschreibung zu meinen einzelnen Arbeitsschritten:

Zuerst habe ich die Pflanzen in lauwarmen Wasser getaucht, von ihrem Substrat gesäubert und tote Wurzeln entfernt. Die Töpfe (zwei japanische und einen Tontopf) in einem seperaten Wasserbad gesäubert.



In der Zwischenzeit habe ich einen Platzhalter vorbereitet, wo der innere Mooshügel, auf dem die Pflanzen sitzen, drauf gedrückt wird.
Hier habe ich einfach eine Halbliter Bierflasche ausgewaschen und zwei Lagen umgedrehte Luftpolsterfolie auf den Flaschenkopf darüber gelegt und mit Klebeband befestigt. Bei der grösseren Orchidee mit mehr Wurzeln habe ich zwei weitere Lagen drauf gelegt, um dann einen grösseren Hohlraum zu schaffen.



Vor dem Topfen habe ich langfaseriges Sphagnummoos im Wasser eingeweicht und lange, schöne Fasern aussortiert (diese werden für das Wickeln verwendet) und die Kurzen Stücke zur anderen Seite gelegt (werden für den luftigen Mooskern verwendet).



Dann ging es eigentlich schon los, eine kleine Handvoll kurzes Moos zu einem Ball "gebüschelt" und fest auf die Bierflaschen-Vorrichtung aufgedrückt. Das Moos habe ich dünn aufgetragen, damit später nicht zu viel Wasser gespeichert wird.



Die Orchideen habe ich dann draufgesetzt, aber so dass der Stamm das Moos nicht berührt.





Das Umwickeln mit dem langfaserigem Moos war für mich am schwierigsten, vorallem bei der Neofinetia falcata wo die Wurzeln sehr lange und aktiv am wachsen sind. Die Japaner topfen sie normalerweise auch nicht in der Wachstumsphase. Da muss man einfach Wurzel für Wurzel aufpassen, mit der einen Hand alles halten und mit der anderen Hand Moos wickeln. Ich habe das Moos kreuzweise um die Wurzeln gelegt, bis keine mehr zu sehen waren (ca. 10-15 Fasern). Hier sieht man wie ich schon ein paar Moosfasern umgewickelt habe (noch nicht ganz fertig).



Sobald ich zufrieden war, habe ich vorsichtig den Mooshügel samt Pflanze aus der Vorrichtung gehoben und in einen Topf gesetzt. Mit einem Holzspiess habe ich den Mooshügel im Topf fixiert bzw. das Moos am Topfrand in den Topf "gestossen". Auch herausschauende Enden habe ich unter anderen Moosfasern "versteckt". Von unten durch das Loch im Topfboden sieht man sehr gut wie das Moos einen Hohlraum bei den Wurzeln hat.




Fotos vom Endergebnis folgen im nächsten Beitrag!

Quellen zum Text (alle in englischer Sprache):
Geschichte
Variationen und Töpfe
Infos von Fūkiran Society


Lieber Gruss,
Eve


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#2 von eve_may , 21.07.2020 16:45

So sehen die getopften Orchideen nun aus:

Sedirea japonica


Neofinetia falcata, genaue Variation unbekannt (evtl. bean leaf)


Neofinetia falcata "fugaku"


Es hat sehr Spass gemacht, sie zu topfen. Ich hoffe es gefällt den Kleinen genau so gut wie es mir tut


Lieber Gruss,
Eve


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#3 von Yoki , 21.07.2020 17:09

Sehr schoen beschrieben und bebildert. Ich habe zwei Neofinetia falcata und auch eine Sedirae japonica, die ich gerne auf einem Mooshuegel kultivieren wuerde. Habe mich bisher noch nicht getraut .
Aber ich werde es jetzt auch tun - Fotos folgen

@eve_may : Wo hast du denn die Toepfe her?


Viele Gruesse
Martina

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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#4 von Musa , 21.07.2020 18:20

Dickes Dankeschön für die tolle Beschreibung, Eve!
Das Ergebnis sieht auch genial aus, macht richtig Lust es nachzumachen.
Weihenstephaner... sehr gute Wahl...


Liebe Grüße
Michael


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#5 von zimtspinne , 21.07.2020 18:32

Sehr interessant, ich arbeite und experimentiere ja auch viel mit Moos und komme inzwischen damit auch bestens klar im Gegensatz zu früher.

Was ich mich aber bei den Mooshügeln frage, gerade auch aus meiner Mooserfahrung:

Wenn die mal austrocknen / antrocknen -- und das werden sie ja recht zügig, so freiliegend ringesherum -- bröseln dann nicht ständig Moosfasern ab?

Ich habe sogar ständig welche in der Lampenschale liegen, obwohl das Moos ja bei mir überwiegend in Gefäßen ist und unter dem Rand abschließt..... dort wird es auch nicht so schnell trocken und bröselig.

Könnte wöchentlich die Schalen reinigen und auch sonst fusselt das Zeug gerne überall herum.

Jetzt im Sommer, wenn ich alles viel feuchter halte, da sehr warm, wird das Moos lebendig und es bröselt wesentlich weniger.

Da bin ich echt auf deine Erfahrungen in der Langfrist (und Mittelfrist) gespannt.

Hübsch ist es in jedem Fall.


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zuletzt bearbeitet 21.07.2020 18:34

RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#6 von Yoki , 21.07.2020 18:44

Ich denke, es wird auf jeden Fall broeseln, wenn es richtig trocken wird. Ich habe meine Tolumnias alle in offenen Koerbchen mit Moos haengen. Das trocknet, bis es knistert, dann wird getaucht. Da liegen auch immer jede Menge Broesel rum, wenn ich die Koerbchen bewege.

Gerade uberlege ich mir aber, wie man einen Fukiran waessert? Tauchen? Spruehen? Giessen?


Viele Gruesse
Martina

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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#7 von zimtspinne , 21.07.2020 18:52

Ja, das stelle ich mir auch heikel vor......

Da Moos gerne schnell zusammenfällt und die Form und Konsistenz ändert.

Ideal wäre wohl entweder eine Art Docht-Methode zum langsamen Bewässern.

oder ein sehr feiner und dafür etwas längerer Sprühnebel. Oder indirektes Sprühen, was aber für die Innenwohnung nicht sehr geeignet ist.

Die Bröselei nervt wirklich manches Mal.....


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#8 von Yoki , 21.07.2020 18:55

In Plastikkoerbchen und kurz tauchen geht prima. Vielleicht versuche ich das auch erstmal mit meiner Sedirae japonica. Bevor ich mich ans Basteln mache.....


Viele Gruesse
Martina

Live long and prosper! 🖖


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#9 von eve_may , 21.07.2020 18:56

Martina, die beiden japanischen Keramiktöpfe mit den Füsschen habe ich bei bonsaiplaza.com bestellt. Dort haben sie auch gutes langfaseriges Moos, welches ich hier nirgends bekomme.

Ich glaube nicht, dass es abbröselt, weil das Moos schon im trockenen Zustand sehr stabil ist. Wenn es trocken ist, wird Wasser angesprüht, aber generell wird es nicht viel angefasst. In Japan werden die alle zwei Jahre umgetopft und bei Videos auf Youtube sehen die eigentlich immer recht frisch aus.

Schön dass es euch zum Nachmachen inspiriert! Ich freue mich auf eure Ergebnisse.


Lieber Gruss,
Eve


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#10 von zimtspinne , 21.07.2020 19:00

oh je, mit meinen zwei Katzen ist das nix mit "kaum bewegen", die wuseln da schnell mal durch, wenn sie am Fenster eine Motte sehen.

Bei mir bröselt es aber wie gesagt auch bei völliger Ruhe, in den Lampenschalen zB, wo weder die Katzen drin sind noch ich dran rum wurstele.

Das Problem ist ja auch bei totem Moos, dass es umso spröder und bröseliger wird, umso länger in Gebrauch und umso häufiger nass und wieder trocken. Da ist Lebendiges sehr viel einfacher.

Aber ich will dir deine Vorfreude nicht verderben, wie gesagt, schön sieht es aus! Und Putzen hält ja auch fit


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#11 von eve_may , 21.07.2020 19:12

Ja, da bin ich wirklich gespannt wie es sich entwickelt!


Lieber Gruss,
Eve


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#12 von Chemengel , 21.07.2020 22:23

Danke Eve für deinen Beitrag. Die Diskussion war schon einmal im Neofinetia Thread aufgekommen und ich hatte mir da schon mal online eine Anleitung angeschaut, aber deine war wirklich besser. Die Beschreibung wie man den Ball aus den langen Fasern macht war mir nämlich da nicht so aufgefallen, was ja ein wichtiges Detail ist ohne funktionierts ja nicht...
Mit dem Moos was ich habe kann man das also nicht machen, da braucht man wirklich die hochwertige japanische Qualität (gut das ichs nicht getestet habe, das wäre ein Spaß geworden .
Habe keine sedirea aber zweimal die Phal. Little One x sedirea japonica, da hatte ich mit dem Gedanken gespielt ob ihr das wohl gefallen würde. Aber da ich im Moment keinen Platz für so ein Arrangement habe (sprich ich würde es dann auch entsprechend hinstellen wollen mit dem schönen Topf usw.), warte ich lieber.

Bin so gespannt darauf wie die Pflanzen sich machen :-)


Besten Gruß,

Julia


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#13 von eve_may , 22.07.2020 06:59

Ich war am Anfang auch versucht, es mit dem normalen Sphagnummoos zu versuchen. Es macht aber wirklich einen Unterschied, ob man das lange japanische Moos oder das handelsübliche verwendet. Ich könnte mir nämlich im Nachhinein nicht vorstellen, wie der Mooshügel zusammenhalten soll, mit den kurzen Moosstücken!


Lieber Gruss,
Eve


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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#14 von SternchensMama , 22.07.2020 13:20

Liebe Eve,
vielen Dank für diesen sehr schön gemachten Beitrag!
Neo falcata topfen ist auch gerade ein Thema mit dem ich mich beschäftige und Deine Erläuterung war sehr hilfreich!
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du das hier weiter dokumentieren würdest.

Meine sitzt aktuell in einem normalen Moosbett, das ist für den Moment -draußen auf der Veranda- sicherlich in Ordnung, aber über den Winter muss ich sie auch "ordentlich" versorgen.


Liebe Grüße Stefanie


SternchensMama
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RE: Japanische Kulturmethode Takaue (Fūkiran und Nagoran)

#15 von eve_may , 27.07.2020 08:50

So, gestern wurden die drei zum ersten Mal gewässert.

Der Mooshügel ist innerhalb von fünf Tagen komplett ausgetrocknet (bei der Sedirea japonica schon nach vier), bei einer Temperatur von 25 Grad Celsius und 45-50% Luftfeuchtigkeit.
Weil die japanischen Töpfe unten eine grosse Öffnung haben, konnte man auch mit dem Finger die Feuchtigkeit prüfen.

Die Töpfe habe ich 10 Minuten in schwach gedüngtes Wasser gestellt, sodass der Topfran ca. 5mm unter Wasser steht.

Ich bin etwa gleich vorgegangen wie in diesem Video von Trac McNguyen:
Youtube Link

Die Blätter wurden auch mit gewässert, bei meiner Umgebung (es herrscht immer ein leichter und warmer Luftzug) trocknen diese innerhalb einer Stunde ab.


Lieber Gruss,
Eve


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zuletzt bearbeitet 27.07.2020


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