Lonis Orchideenforum

Dochtmethode mit mineralischem Substrat

#1 von Beza , 29.10.2019 17:23

Hier nochmal eine Beschreibung wie ich die Dochtmethode mit mineralischem Substrat umsetze. Die ursprüngliche Anregung dazu habe ich bei MissOrchidGirl auf Youtube gefunden, und weitere Beschreibungen (und Variationen) u.A. auch hier im Forum von Andrea Pfitzer.

Die grundlegende Idee ist dass die Orchidee in Substrat gesetzt wird welches zu einem gewissen Grad Wasser aufsaugen und weiterleiten kann. Der Vorteil von mineralischem Substrat ist dabei dass es nicht zerfällt, so kann man deutlich länger mit dem Umtopfen warten (falls der Platz reicht). Ausserdem wird vor dem Befüllen des Topfes ein (oder mehrere) Docht(e) angebracht, wie hier zu sehen:



Solange diese Dochte später dann Wasserkontakt haben, kann sich die Pflanze selbst mit Wasser nach Bedarf versorgen.

Als Substrat verwende ich Blähton bei Pflanzen mit dickeren Wurzeln bzw. bei denen die eher mal austrocknen können oder wollen. Eine der ersten meiner Orchideen die ich umgestellt habe ist diese Den. Nobile-Hybride, die schon seit mehr als 10 Jahren bei mir ist. Hier ist besonders deutlich um wieviel besser die Neutriebe gewachsen sind im Vergleich zu vorher wo sie in einem normalen Rinde-Mix stand:



Eine weitere D. Nobile Hybride die seit dem Frühjahr bei mir ist, das erste Bild (in leider mieser Qualität) zeigt sie ca. 1 Monat nach Ankunft bei mir, die weiteren Bilder sind von heute:





Auf dem letzten Bild die Wurzeln dieser Pflanze, die ich jetzt etwas trockner halte als im Sommer. Bei sehr heissem Wetter habe ich den Topf gerne mal unter den Wasserhahn gehalten zum durchfeuchten.

Mein Uralt-Paphi-Hybride findet Blähton auch gut, diese Pflanze hat es geschafft seit ca 12-13 Jahren bereits bei mir zu überleben, obwohl ich sie nie(!) vorher umgetopft hatte.




Bei Orchideen die es gerne durchgehend leicht feucht mögen benutze ich statt Blähton jetzt Kanuma, welches das Wasser noch etwas besser leitet und eine feinere Körnung hat als der Blähton den ich habe. Hier als Beispiel Odontoglossum naevium, diese Pflanze hat nach dem Umtopfen erstmal einige Zeit geschmollt, deshalb ist der Neutrieb leider nicht ganz soweit wie er hätte sein können. Dafür macht sie es sich jetzt im Topf gemütlich:



Und schliesslich eine Seitenansicht meines Nano-Aquariums mit Mini-Orchideen drin. Die stehen alle entweder in reinem Kanuma, oder einer Mischung aus Kanuma und feinem Bims. Das Aquarium hat einen doppelten Boden aus Lichtgitter, darunter steht Wasser, darüber liegt Hygrolon mit Wasserkontakt - dieses Material leitet Wasser sehr gut. An einer Seitenwand hängt ebenfalls Hygrolon, so wird die Luftfeuchte nochmals erhöht, und das Sphagnum zwischen den Töpfen trägt auch dazu bei. Gesprüht wird gar nicht. Die Töpfe stehen so dass die Dochte in Kontakt mit dem Hygrolon sind. So kann ich die Minis zwei Wochen komplett sich selbst überlassen, solange eben das Wasser im Boden langt.



Dasselbe Prinzip wie im Mini-Aquarium wende ich auch größeren Aqua-Terrarium mit den wärmeren Orchideen an, sprich die stehen mit Dochtkontakt auf Hygrolon. Das Wasser welches ich unten in die Becken fülle stelle für die Minis so auf ca. 100 u/s ein, für die größeren ca 200 u/s. Einige Orchideen kriegen dann auch mal einen extra Spritzer Düngerwasser direkt in den Topf.

Bei hungrigen Orchis auf der Fensterbank gibt es entsprechend höher gedüngtes Wasser in den eigenen Übertopf, da taste ich mich immer noch vorsichtig von unten an die Konzentrationen heran.

Aus dem Urlaub habe ich mir schliesslich noch eine mineralische Mischung aus dem Gartencenter mitgebracht, Blähton / Lava / Zyolit und noch watt ist drin. Das mische ich jetzt teilweise mit Kanuma um einige der neuen Orchideen zu topfen, da Andrea Pfitzer mal angemerkt hat dass Kanuma alleine auf Dauer zerfällt.

Also insgesamt bin ich sehr gut zufrieden bisher damit wie die Pflanzen auf diese Methode reagieren. Bei einigen - zumindest in Blähton - sieht man teilweise weisse Salzablagerungen an der Oberfläche, diese Töpfe können dann mal einen extra-Spülgang vertragen, sprich ich lasse einmal gut Wasser durchlaufen, warte eine Weile damit sich das Salz etwas lösen kann, und spüle dann nochmal ordentlich nach.

Soviel erstmal dazu, hoffe ich konnte damit Anregungen geben


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#2 von Kayonolan , 29.10.2019 17:40

Sehr detaillierte Beschreibung!
Hattest du auch mal das System in Benutzung bei dem die Pflanze direkt durch ein Wasserreservoir im Topf versorgt wird? Wenn ja, was war für dich der Punkt auf das Dochtsystem umzustellen? Wie lange kultivierst du mittlerweile so?
Und noch eine Frage: Dein Docht sieht recht dick aus vom Material her. Was verwendest Du dafür?

Ich hab selbst auch einiges in S/H, sowohl mit Reservoir als auch mit Docht. Bin mir noch nicht sicher, ob es wirklich meins ist. Für die kleinen sieht es bei dir aber echt super aus.


Viele Grüße
Johanna


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#3 von Beza , 29.10.2019 17:56

Also falls Du Lechuza meinst, nein habe ich nicht. Ist aber im Prinzip genau dasselbe System, nur dass das mitgelieferte Lechuza-Substrat wohl stark gedüngt ist was bei Orchis Probleme machen kann.

Semi-Hydro habe ich deshalb nicht probiert weil ich lange Zeit zwei meiner Phalaenopsen quasi so gehalten habe. Also im Orchideenübertopf stand ganz unten immer Wasser drin, es waren auch Wurzeln dareingewachsen, die sind aber alle irgendwann abgefault. Darum traue ich der Methode nicht so ganz.

Als Dochtmaterial benutze ich derzeit Kapillarmatten für die Sämlingsanzucht, je nach Bedarf in Streifen geschnitten. Wichtig ist ein Material zu nehmen welches nicht gammelt - ich hatte zuerst Kapillarmatten eines anderen Herstellers benutzt, die gammelten sehr fix. Glasfaserdochte könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, die gibt es auch in einem Onlineshop zu kaufen wenn ich mich recht entsinne.


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zuletzt bearbeitet 29.10.2019

RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#4 von Kayonolan , 29.10.2019 18:28

Danke für die schnelle Antwort
Ich meinte das System das MissOrchidGirl damals zuerst auf ihrem Kanal vorgestellt hatte. Geschlossener Topf, Ablauflöcher in der Seite, Pflanze rein - fertig. Das funktioniert bis dato bei mir recht gut. Im Frühjahr brauchen einige Pflanzen einen größeren Topf. Bin gespannt wie die Wurzeln aussehen.

Ich bin noch am grübeln was den Unterschied macht, dass das Dochtsystem bei mir funktioniert oder nicht. Dass ich erst blödes Material für den Docht verwendet habe, ging mir schnell auf, als dieser sich einfach aufgelöst hatte. Mikrofaser hat jetzt eine Saison durchgehalten. Die Pflanzen im Topf fanden das System dagegen nicht so toll. Im Frühjahr möchte ich noch einen Versuch starten. Vielleicht finde ich bis dahin eins von den von dir vorgeschlagenen Materialien.

Denkst du die zusätzlichen seitlichen Löcher in den Töpfen könnten den Unterschied machen? Die hatte ich nicht bei allen gemacht - dachte aber auch, dass der Blähton ausreichend belüftet.


Viele Grüße
Johanna


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#5 von Beza , 29.10.2019 22:53

Ob die Löcher den riesen Unterschied machen kann ich nicht sagen, aber ich denke die Feuchtigkeit ist gleichmäßiger verteilt wenn zumindest in der unteren Topfhälfte extra Löcher sind.


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#6 von Sisa , 30.10.2019 03:53

Toller, sehr informativer Beitrag, Beza.

Zitat von Kayonolan im Beitrag #4
Denkst du die zusätzlichen seitlichen Löcher in den Töpfen könnten den Unterschied machen? Die hatte ich nicht bei allen gemacht - dachte aber auch, dass der Blähton ausreichend belüftet.


Johanna, ohne die Löcher kann das Ganze gammelig werden, denn es findet so gut wie keine Luftbewegung im Topf statt. Erst die seitlichen Löcher bewirken dass eine leichte Luftströmung von unten nach oben stattfindet und damit auch die Feuchte besser verteilt wird.


___________
viele Grüsse
Sisa


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#7 von Kayonolan , 30.10.2019 07:27

Zitat von Sisa im Beitrag #6

Johanna, ohne die Löcher kann das Ganze gammelig werden, denn es findet so gut wie keine Luftbewegung im Topf statt. Erst die seitlichen Löcher bewirken dass eine leichte Luftströmung von unten nach oben stattfindet und damit auch die Feuchte besser verteilt wird.


Dann mach im Frühjahr einfach mal mehr Löcher in die Seite. Wäre eine sehr unkomplizierte Lösung. Die hab ich zwar auch beim "richtigen" S/H nicht drin, aber da lass ich mich im Frühjahr ja auch erst mal überraschen wie es im Topf aussieht. Gut gewachsen ist ja soweit alles...


Viele Grüße
Johanna


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#8 von Beza , 30.10.2019 15:22

Was mir gerad noch so einfällt - wenn man Blähton benutzt sollte man den vorher gut wässern, am besten 24h. Generell scheint Blähton auch eher einen hohen PH zu haben, ich hatte zwei Sorten mal gemessen und beide waren über 8 PH. Kanuma dagegen wird auch für Azaleen genutzt die gern einen niedrigen PH mögen. Gemessen habe ich das noch nicht weil mein PH-Meter in Streik gegangen ist, aber es soll wohl eher um 5-6 PH herum sein.


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#9 von Kayonolan , 30.10.2019 16:07

Noch mal eine kurze Frage... Welche Körnung verwendest du denn beim Kanuma in Verbindung mit der Dochtmethode?

Ich war echt versucht mir aus dem Urlaub in Japan einen Beutel mitzubringen (ist echt mega günstig vor Ort ^^; ), war mir aber zum Schluss unsicher, ob man das so einfach nach Deutschland einführen darf...


Viele Grüße
Johanna


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#10 von Beza , 30.10.2019 19:31

Also da sämtliche Schrift auf dem Kanumabeutel in japanisch ist muss ich jetzt raten - ich meine die Körnung ist 2mm-8mm oder so um den Dreh. Muss man aber nicht selbst importieren, gibt es im Bonsaibedarf. Ich habs im INet bestellt.


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#11 von Kayonolan , 30.10.2019 19:39

Dann wird es die mittlere Körnung sein. Ich hab das bei mir hier schon im Dehner liegen sehen - allerdings recht teuer. In Japan selbst hat's nur ein Achtel so viel gekostet, deswegen war da für mich als Sparbrötchen ne gewisse Versuchung da.


Viele Grüße
Johanna


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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#12 von Beza , 31.10.2019 17:05

Und noch ein Nachtrag - von der definitiv winzigsten Orchidee die ich habe, Lepanthes telipogoniflora. Sie kam ursprünglich aufgebunden bei mir an, mit ca. 10 Blättchen. Mit aufgebunden komme ich aber anscheinend nicht gut klar, so ist mir die Pflanze auf nur noch 4 Blättchen zusammengeschrumpft. Ich habe sie dann kurzerhand ebenfalls in Kanuma mit Docht gepackt, und nach einigen Wochen Bedenkzeit macht sie jetzt gleichzeitig ein neues Blatt und einen Blütentrieb. Auch diese Miniatur ist während meiner zwei Wochen Urlaub so gut ohne jegliche weitere Pflege über die Runden gekommen, das Bild unten ist von heute - nicht die beste Qualität weil ich auf die Schnelle nicht extra die Makrolinse rauskramen wollte


Beza
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RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#13 von Orchideenregen , 01.04.2020 18:00

Also die Bilder von Beza sprechen fuer sich selber also hab ich schon geplant meine neuesten Zugaenge in selbst waessernde Toepfle umzupflanzen. Hab ein paar Bilder genommen.






ps: dendrobien und zygopetalums gefaellt es - hab es mit einer Aerides Houlletiana probiert - das gefiehl ihr nicht also mein plan es mit Vandeen auszuprobieren mach ich nicht mehr... aber fuer meine neue Oncidium und cambria probier ich es.


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zuletzt bearbeitet 01.04.2020 18:11

RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#14 von Beza , 22.05.2020 01:47

Hier nochmal ein Update zu einem meiner "Badezimmer"-Nobile Hybriden. Zur Erinnerung, so sahen die Wurzeln vor einem guten halben Jahr aus:



Jetzt, ziemlich genau ein Jahr nachdem ich diese Pflanze in Blähton umgesetzt habe, sehen die Wurzeln so aus:


Auch durch den Winter wuchsen die Wurzeln fröhlich weiter, ich habe allerdings auch durchgehend gegossen. Die Blüteninduktion ist hier definitiv nur durch die Temperatur zustandegekommen.

Nochmal die ganze Pflanze wie sie derzeit dasteht:


Insgesamt sind meine Erfahrungen mit dieser Kulturmethode sehr positiv bisher. Ich habe nur eine Orchidee bei der ich mich noch nicht getraut habe sie auf Docht umzusetzen, das ist die Sobennikoffia mit ihren doch sehr dicken Wurzeln. Je nachdem muss man aber unterschiedliche mineralische Substrate wählen, je nachdem wie feucht oder doch eher luftig es sein soll, bzw wie schnell es austrocknen darf (oder auch nicht). An Materialien habe ich derzeit im Einsatz: Blähton, Lavagestein, Kanuma und eine Art Kies-Mischung die für den Garten angeboten wird, teilweise mische ich diese auch. Das Experiment geht also weiter


Beza
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zuletzt bearbeitet 22.05.2020

RE: Dochtmethode mit mineralischen Substrat

#15 von Coldcase , 22.05.2020 06:48

Das ist ja ein toller Erfolg , Birgit Wenn ich das richtig sehe , ist unten im Übertopf Wasser , so dass die Wurzeln auch ständig im Wasser hängen , die da so toll gewachsen sind . Schön , dass du mit der Methode so tollen Erfolg hast . Die Pflanze selber sieht ja auch prächtig aus


Liebe Grüsse , Sylvia


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