Lonis Orchideenforum

Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#1 von Johanna , 18.04.2019 09:01

Hallo zusammen!
Ich habe oft dran gedacht und es nun endlich mal in Angriff genommen: Hier möchte ich meine bisherigen Erfahrungen mit selbst gebauten Gießtöpfen dokumentieren. Ich hoffe das Thema sprengt diesen Forenbereich nicht und ist hier richtig angesiedelt.
Vor einigen Monaten hörte ich das erste Mal von dieser Kulturform und ihre Funktionsweise sprach mich direkt an. Schlagworte wie "...dem natürlichen Habitat von Epiphyten am ähnlichsten..." oder "... mit wenig Pflegeaufwand verbunden..." haben mich gemütlichen (wenn nicht zu sagen faulen...) Menschen total abgeholt. Sofort ploppten Bilder von üppig bemoosten, hängenden Pflanzengefäße mit prächtig blühenden Orchideen vor meinem inneren Auge auf. Also beschloss ich, die Angelegenheit mal auszutesten. Viel gab es schließlich nicht zu verlieren, denn meine Orchideen stammten fast ausschließlich aus dem Biomüll. Passend dazu stellte ich auch die Konstruktionspläne auf. Ich wollte möglichst wenig Neuwertiges dazukaufen. Nach einer kleinen Recherche zog ich also mit einem groben Plan in meinen Werkzeugkeller und später in den Trödelladen meines Vertrauens.



Die Tontöpfe, die ich verwendet habe sind unlasierte "Standardtöpfe" aus dem Baumarkt, die es in vielen verschiedenen Größen gibt. Ich hatte auch noch reichlich Untersetzer da, so dass ich mit etwas gepuzzel die oben abgebildeten Modelle bauen konnte. Die Gießtöpfe in der linken Bauweise werden von je drei Haken gehalten für die ich Löcher gebohrt habe. In dem zum Deckel umfunktionierten Untersetzer befindet sich mittig ein (Griff-) Loch sowie Aussparungen an den Seiten, damit die Haken ein Herausheben nicht behindern. Inzwischen habe ich promt alle Orchideen auf Gießtöpfe aufgebunden. Dafür habe ich zuerst Pflanzenfasermatten für den Frostschutz um die Töpfe gestülpt. Ich bin sehr gespannt, ob das Material den Bedingungen auch langfristig standhalten wird. Die Untersetzer sind innen lasiert. Ich hatte die Hoffnung, dass die Dinger nicht tropfen würden, wenn sie unten mit wasserfesten Untersetzern abschließen. Wenn sie frisch befüllt sind und sich Topf, Fasermatte und Hanfkordel vollgesogen haben, bilden sich Tropfen an herunterbaumelnden Kordelenden, die dann auch mal in den darunter stehenden Chilipflanzen landen. Nachdem ich die überschüssigen Kordelenden alle abgeschnitten hatte, löste sich das Problem. Für alle Fälle stehen aber immer noch Blumentöpfe unter den Gießtöpfen. Sicher ist sicher!

Wie sieht das Ganze inzwischen aus?
Meine Wunschvorstellungen sind natürlich noch nicht erfüllt worden. Aber was meckere ich, die ersten Pflanzen habe ich Mitte Februar aufgebunden und dass noch nicht viel passiert ist, ist ja klar. Sie baumeln alle gemütlich vor einem Fenster Richtung Süd-Osten. Bisher fülle ich die Töpfe alle zwei bis drei Wochen mit Wasser auf. Den doch recht warmen April über waren es nun eher alle 10 Tage. Bei dem kleinen Modell gestaltet sich das etwas knifflig, aber mit meinem Drucksprüher funktioniert es ganz gut.
Inzwischen bilden alle Orchideen Triebe oder neue Wurzeln aus, mit unter an Stellen, die ich für tot gehalten habe. Man lernt nie aus und es zeigt sich mal wieder, dass im Umgang mit Orchideen wirklich Geduld gefragt ist. Ob Sie mit anderen Kulturformen schon viel üppiger gewachsen wären, kann ich natürlich nicht beurteilen und auch die Optik der Gießtöpfe ist noch reichlich gewöhnungsbedürftig. Ich warte aber weiterhin mal geduldig ab. Mal sehen, was sich in Zukunft noch anstellen lässt und entwickelt.

Diese Kleinen hier wurden Anfang März aufgebunden:




Die Orchidee mit dem Blütenstängel ist seit Februar auf dem Topf. Im März kam eine weitere dazu, nachdem die erste eine Pilzinfektion überstanden hatte. Daher sieht sie auch leider so zerrupft aus. Trotzdem bin ich schon ganz furchtbar aufgeregt, weil ich nicht weiß, welche Farbe die Blüten schließlich haben werden.




Dieses traurige Pflänzchen lässt auch so langsam wieder hoffen. Ich hatte es verpilzt und schimmlig erst mal ein wenig antrocknen lassen. Nun, wo Schimmel und Pilzinfektion überstanden sind, treibt es neu aus. Ich werde die Tage mal das tote Material abschneiden müssen:






Ein Blütenstängel einer anderen Orchidee ist schon etwas weiter. Allerdings ist das bei dieser Pflanze nicht ganz so spannend, da ich schon weiß, wie sie blühen wird. Hier sprießen auch die lustigsten Wurzelgnubbel:


Grundsätzlich hoffe ich natürlich, dass ich langfristig auch Moose oder Farne auf den Gießtöpfen kultivieren kann. Mal sehen, was die Zukunft so mit sich bringt.
Puh! Da habe ich euch erst mal viele Bilder vorgesetzt. Ich hoffe, dass ich in einiger Zeit weitere Ergebnisse liefern kann und dass der ein oder andere unter euch etwas davon hat. Ich freue mich sehr über Anregungen, Kritik und jede Form von Rückmeldung!


Johanna
Johanna

RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#2 von jens , 18.04.2019 09:21

Zum aufbinden von Pflanzen ist deine "Paketschnur" sehr ungeeignet, sie wird sehr schnell durchmodern und dann reissen!
Angelschnur oder grünes Bastband (Kunstoff) würden besser halten.
Desweiteren könntest du die Töpfe mit Shagnummoos umwickeln, das sähe etwas besser aus.
Wäre auch besser wenn du da Farne drauf ansiedeln möchtest.
Ansonsten, klasse Idee!

Ach ja, Willkommen bei uns im Forum und viel Spass hier!


Gruß Jens


jens
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zuletzt bearbeitet 18.04.2019

RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#3 von teddybaer66 , 18.04.2019 09:22

Klasse Bericht und top Fotos!



Viele Grüße
Ute


teddybaer66
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RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#4 von Musa , 18.04.2019 10:57

Toller Bericht, Johanna!
Ich würde auch nicht unbedingt Kokosmatten verwenden, ich hatte da mal ein Modell, das war beschichtet,... da ging mit keine Wurzel rein.
Die Gießtöpfe sind richtig genial, und sieht auch nicht aus, als würde zuviel tropfen.
Übrigens, alle großen Erfindungen basieren auf einer großen Tugend: Faulheit!


Liebe Grüße
Michael


Musa
Musa
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RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#5 von Johanna , 18.04.2019 10:59

Vielen Dank, ihr zwei!
Korrektur: Danke, ihr drei! Da war ich zu langsam mit dem Verfassen meiner Antwort.

Ich habe ja leider diesen Öko-Fibbel. Sonst hätte ich vermutlich diese Kunstmatten bestellt, die alle Welt als Unterlage für Orchideenlandschaften nimmt. Nun gab es diese Naturfasermatten für lachhafte 50ct in der Grabbelkiste im Baumarkt und da dachte ich, ich probiere es mal. Richtig Angst habe ich ja vor Schimmel. Beobachten wir das Ganze mal und notfalls werde ich das Zeug austauschen.

Zitat von jens im Beitrag #2
Zum aufbinden von Pflanzen ist deine "Paketschnur" sehr ungeeignet, sie wird sehr schnell durchmodern und dann reissen!



Du hast mich durchschaut! :D Das ist tatsächlich so eine "Bio-Paketschnur", die ich noch rumliegen hatte. Ich verfalle einfach viel zu schnell diesen Fantasien, dass die Orchideen irgendwann von alleine halten und festwachsen... Ist aber vermutlich bei den Phalaenopsis absolut unwahrscheinlich. Ich werde das im Auge behalten und die Schnur bei Gelegenheit austauschen. Mit dem Moos werde ich mal schauen. Ich würde ja gerne richtig, lebendiges, fest angewachsenes Moos kultivieren. Spagnummoos hat mich da noch nicht so überzeugt. Zum Glück ist dieses Forum voll von Berichten über verschiedene Moose, da lese ich gerade noch fleißig nach! In jedem Fall schon mal vielen Dank für das Feedback!


Johanna
Johanna
zuletzt bearbeitet 18.04.2019 11:06

RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#6 von Musa , 18.04.2019 11:11

Ich hatte mal versucht einen Ast zu bemoosen, noch ohne Orchis drauf, das hat bei mir im Wohnzimmer so gar nicht funktioniert, aber es war auch kein Gießtopf nicht, aber genial sieht das schon aus, wenn Orchideen auf frischem grünen Moos wachsen!


Liebe Grüße
Michael


Musa
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RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#7 von Coldcase , 18.04.2019 11:19

Das sieht echt Hammer aus , Johanna
...und auch irgendwie richtig " Bio " .....was absolut nicht abwertend gemeint ist , ich finde es schön und allemal besser als das , was man fertig kaufen kann . Nun bin ich kein Bio - oder Öko - Fan , aber deine Gedankengänge und Ideen sind vorbildlich . Wobei ich Moos auch als " schöner " erachte , es wirkt lebendiger und ist wohl auch besser zu durchwurzeln . Hut ab - Chapeau


Liebe Grüsse , Sylvia


Coldcase
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RE: Gießtöpfe selbst gebaut - Erfahrungsbericht

#8 von Martin , 18.04.2019 14:52

Toller Bericht, Johanna!
Ich bin ganz erschrocken über die "laufenden Fotos".
Die Bedenken von Jens teile ich, das würde ich ersetzen.


Schöne Grüße,
Martin


Martin
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zuletzt bearbeitet 18.04.2019


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