Lonis Orchideenforum

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#121 von eleni , 20.08.2012 22:16

Sorry, da hat ja Phil zeitgleich meine Frage schon beantwortet.


Liebe Grüße
eleni


eleni
eleni
Besucher
Beiträge: 403

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#122 von Hallo! , 20.08.2012 22:42

Zucht ist die kontrollierte Fortpflanzung und genetische Umformung von Individuen. Sodass gute Eigenschaften verstärkt und schlechte Eigenschaften unterdrückt werden. Individuen mit guten Eigenschaften werden ausgewählt (eventuell selektiert) und weiter mit anderen gekreuzt.


Hallo!
Hallo!

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#123 von eleni , 20.08.2012 22:51

Ja, Stefan, das ist klar. Aber wenn die guten Eigenschaften bei sehr unterschiedlichen Orchideen liegen, wie sieht es da aus?
Es sind ja nicht nur die guten Eigenschaften und eine Umformung geht nur in gewissen Grenzen. Nehmen wir mal die Neofinetia und eine z.B. Vanda tessallata mit großen Blüten dazu, beides Pflanzen mit stabilen und guten Eigenschaften, aber sie sind doch von einander ziemlich entfernt. Oder eignet sich die Neo besonders gut dazu? Wie sieht es mit Orchideen von unterschiedlichen Kontinenten aus und damit auch unterschiedliche Kulturbedingungen?
Setzt die Natur nicht Grenzen?


Liebe Grüße
eleni


eleni
eleni
Besucher
Beiträge: 403
zuletzt bearbeitet 20.08.2012

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#124 von Hallo! , 21.08.2012 21:05

Zitat von eleni im Beitrag #123
Aber wenn die guten Eigenschaften bei sehr unterschiedlichen Orchideen liegen, wie sieht es da aus?


Also man kann viele sehr unterschiedliche Gattungen verkreuzen, aber nicht alle. z.B. kannst du alle aus dem Subtribus Aeridinae kreuzen, aber nicht Dendrobium mit Vanda.
Wenn man zwei kreuzbare Arten verpaart liegt das Ergebnis zwischen beiden Arten. Wenn du nun bestimmte Eigenschaften verstärken möchtest kreuzt du diese Elternpflanze noch einmal ein.

Zitat
Es sind ja nicht nur die guten Eigenschaften und eine Umformung geht nur in gewissen Grenzen.



Ja, natürlich.

Zitat
Nehmen wir mal die Neofinetia und eine z.B. Vanda tessallata mit großen Blüten dazu, beides Pflanzen mit stabilen und guten Eigenschaften, aber sie sind doch von einander ziemlich entfernt.



Nicht wirklich, denn diese Hybride existiert schon. Klick

Zitat
Oder eignet sich die Neo besonders gut dazu?



Nein wieso? Sie ist genauso gut wie Phalaenopsis, oder Aerides für Kreuzungen geeignet. Wir überlegen nur so oft mit ihr zu kreuzen, weil sie eine schöne Pflanze ist. Wie hat Soli sie mal beschrieben … … … Ich finde das äußerst zutreffend:

Zitat von Solanum im Beitrag RE: Neofinetia falcata
Sieht sie nicht aus wie ein Blume gewordenes Feuerwerk?


Poetisch nicht?

Zitat von eleni im Beitrag #123
Wie sieht es mit Orchideen von unterschiedlichen Kontinenten aus und damit auch unterschiedliche Kulturbedingungen?


Das geht auch. z.B. nehmen wir wieder die Neo aus Asien und Angraecum scottianum aus Afrika. Die Hybride aus beiden gibt es: Klick
Wie diese in der Kultur ist weiß ich nicht.

Zitat
Setzt die Natur nicht Grenzen?



Doch die bestehen im Prinzip nur aus geografischen Barrieren und teils unterschiedlichen Bestäubern. Aber dem Menschen ist das egal. Er setzt sich natürlich über diese Grenzen hinweg. Nur durch den Menschen sind Hybriden möglich. PH’s kommen in der Natur nur selten vor.


Hallo!
Hallo!
zuletzt bearbeitet 21.08.2012 21:31

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#125 von Solanum , 22.08.2012 00:51

Zitat von eleni im Beitrag #120
Darf ich mal eine Frage stellen? in der Pferdezucht, bzw. Hundezucht sollte man, damit sich bestimmte Eigenschaften stabilisieren, ähnliche Tiere mit einander decken. Und man bekommt die besten "Produkte" nicht bei artfremden Tieren raus, sondern bei Tieren derselben Linie, bzw. im Ganzen gesehen die ähnliche Eigenschaften haben. Zum Beispiel ist vor Jahren die Kreuzung Vollblutaraber x Haflinger ziemlich schief gelaufen, da zwar zum Ansehen schöne Tiere rausgekommen sind, aber interieurmäßig für Menschen schwierige Pferde entstanden sind.
Gut Interieur spielt bei Pflanzen keine Rolle, aber der Schäferhund mit Dackelbeinen ist auch nicht das Ideal.
Gilt dieser Grundsatz in der Orchideenzucht nicht? Ich kann mir vorstellen, daß wenn eine besonders kleine Blüte mit dem Samen einer besonders großen Blüten besamt wird, das Kreuzungsprodukt etwas schwierig, evtl. pelorisch werden kann? Oder die Orchideen Probleme bei der Kapselbildung oder JPs beim Wachstum haben?
Oder ist die Frage absolut daneben?


Ich kenne mich mit Tierzucht überhaupt nicht aus - wieso sind bei der Araber x Haflinger-Kreuzung für den Menschen schwierige Pferde entstanden? Waren sie schwieriger als die Elternrassen? Das wäre dann eine neue, unerwünschte Eigenschaft. Ich schätze, bei Kreuzungen von sehr verschiedenen Arten ist die Wahrscheinlichkeit für neue Eigenschaften größer als bei sehr ähnlichen Eltern, und da ist dann die Frage, ob die Eigenschaft erwünscht ist oder nicht. Ich bin aber nicht sicher, ob Orchideen da eine ähnliche Komplexität aufweisen wie Tiere mit ihren Verhaltensweisen, und sie scheinen auch wesentlich mehr genetische Durchmischung mitzumachen und sind trotzdem noch fruchtbar. Außerdem tritt bei weniger verwandten Kreuzungen der Heterosis-Effekt (hybrid vigor) auf, dh Hybriden/Mischlinge sind robuster, weil sie weniger rezessive Defekte haben als reinerbige Eltern. Das trägt aber vielleicht auch dazu bei, daß erwünschte, zuvor angezüchtete Eigenschaften verlorengehen.

Jedenfalls gibt es schon Beispiele dafür, daß eher entfernt verwandte Orchideen mit bestimmten Zielen gekreuzt wurden und die Ziele auch erreicht wurden. Das bekannteste Beispiel sind intergenerische Hybriden von Ascocentrum, die durch den Einfluß von Ascocentrum kompaktere Pflanzen mit intensiveren Farben ergeben. Renanthera wird in Gattungshybriden eingebracht, um rote Blüten zu kriegen. Kombinationen von groß- und vielblütigen Monopods, zB die Gattungshybriden Mokara und Aranda, wurden für die Schnittblumenindustrie gezüchtet. Dabei gibt es sicher auch viele Sackgassenkreuzungen, in denen die falschen Eigenschaften verstärkt wurden, und eine mannshohe Mokara oder Aranda würde man auch nicht unbedingt als Privatperson kultivieren wollen, die eignen sich dann wirklich auch nur als Schnittblumen.
In vielen Fällen werden Orchideenkreuzungen aber auch ohne besonderes Züchtungsziel, nur aus Neugier auf Neues gemacht, würde ich behaupten

Zu deiner letzten Frage: Abgesehen von genetischen Barrieren, die gar nicht zu überwinden sind, weil die Verwandtschaft nicht ausreicht (wie Psychopsis x Cymbidium, um mal ein absurdes Beispiel zu bringen), gibt es schon auch welche innerhalb von Verwandtschaftsgruppen. ZB sind Arten mit sehr unterschiedlich großen Chromosomen nicht kompatibel (da kommt es nicht zur Befruchtung). Kreuzungen zwischen Arten mit sehr unterschiedlich großen Blüten können scheitern, weil u.U. ein ganz kleines Pollenpaket auf einer großen Narbe nicht bemerkt wird und keine biochemische Reaktion auslöst. Da hilft es aber, mehr Pollen draufzupacken
Kreuzungen, die sich aufs Wachstum der Sämlinge negativ auswirken, gibt es bestimmt auch, dazu habe ich aber nichts gelesen.
Stabile Pelorie ist ein chromosomaler Defekt, der durch Kreuzung wohl kaum zu erreichen ist, aber bei Meristemisierung leicht passieren kann.

Das sind alles sehr gute Fragen und ich wünschte, ich wüßte mehr darüber.

@ Stefan: Das ist ja schön, daß du mein poetisches Zitat ausgegraben hast! Ich finde, der geniale Duft von Neofinetia ist auch ein guter Grund, damit zu kreuzen.


Schöne Grüße,
Heike


Solanum
Solanum
Administratorin
Beiträge: 10.694
zuletzt bearbeitet 22.08.2012

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#126 von eleni , 22.08.2012 21:56

Hallo ihr Beiden, erstmal Dankeschön, daß ihr euch viele Gedanken für meine Fragen gemacht habt. Es ist mir schon einiges klar geworden, aber ich würde gerne mehr darüber lesen. Gibt es gute Links dazu?
Ich bin eigentlich nur darauf gekommen, weil der Titel "verrückte Kreuzungsexperimente" heißt und es mich interessiert, wie weit sowas in der Orchideenzucht gehen kann. Aber ich habe selbst festgestellt, daß man Orchideen einfacher untereinander kreuzen kann und dann sieht man halt, ob es den Wunschvorstellungen entspricht oder nicht, auch als Laie.
Ich habe vor 10 Tagen zu "Forschungszwecken" nur um zu sehen wie die Befruchtung abläuft, eine Phal. schilleriana x stuartiana mit einer Phal.vio besamt und so wie es aussieht entwickelt sich eine Kapsel. Ich dachte, ich geh wenig Risiko ein, wenn ich zwei ähnliche Orchideen mit einander kreuze.
PS: Stimmt Heike, die Tierzucht ist viel komplexer und die Bandbreite der Zucht wird meistens (hoffentlich) nicht ausgeschöpft, da man lieber die guten Eigenschaften stabilisieren möchte. Bei der oben genannten Mischung haben sich ungünstige Eigenschaften herausgestellt, die zwar für jede einzelne Rasse gut war, aber zusammen nur schwer händelbare Pferde entstanden sind.


Liebe Grüße
eleni


eleni
eleni
Besucher
Beiträge: 403
zuletzt bearbeitet 22.08.2012

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#127 von Hallo! , 22.08.2012 23:04

Im Prinzip kann man auch Orchideen miteinander kreuzen, die eigentlich durch biologische Grenzen davor geschützt sind (unterschiedliche Chromosomenanzahl, usw.). Das geht aber nur im Labor mit Genmanipulation, Protoplastenfusion, Kalluskulturen, und anderen komplizierten Bio-Chemischen Verfahren. So entstand z.B. auch die Tomoffel (Tomate x Kartoffel).


Hallo!
Hallo!

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#128 von Irene , 23.08.2012 08:28

*hmh* Bei der Tomoffel sind noch immer beide Nachtschattengewächse.......


Irene
Irene

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#129 von Hallo! , 10.09.2012 12:03

Es ist doch egal, ob man das innerhalb der Familie Solanaceae (Nachtschattengewächse) oder innerhalb der Familie Orchidaceae (Orchideen) macht.


Hallo!
Hallo!

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#130 von Hallo! , 06.01.2013 17:34

Haraella retrocalla x Phal. tetraspis (C#1 oder die Normale weiß ich nicht mehr) die Kapsel hängt jetzt schon seit Mitte August, also seit ca. 4 1/2 Monaten:


Hallo!
Hallo!

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#131 von LaminarFlow , 06.01.2013 17:57

Stefan, du kannst die Kapsel schon abnehmen, nicht dass sie verfault. Aber ob da etwas an Samen drinnen sein wird ... ?


LaminarFlow
LaminarFlow

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#132 von Hallo! , 06.01.2013 18:46

Schon nach 4 1/2 Monaten? Phil meinte doch was von 10-12 Monaten?


Hallo!
Hallo!

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#133 von Wolfgang1 , 06.01.2013 21:04

Meine Kapseln, bezogen auf Phal. ernte ich nach 3,5 Monaten zur Grünaussaat.

Grüße,
Wolfgang


Wolfgang1
Wolfgang1
Mitglied
Beiträge: 1.382

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#134 von Garfield , 06.01.2013 21:39

Zitat von Solanum im Beitrag #125
[quote=eleni|p95105]Darf ich mal eine Frage stellen? in der Pferdezucht, bzw. Hundezucht sollte man, damit sich bestimmte Eigenschaften stabilisieren, ähnliche Tiere mit einander decken. Und man bekommt die besten "Produkte" nicht bei artfremden Tieren raus, sondern bei Tieren derselben Linie, bzw. im Ganzen gesehen die ähnliche Eigenschaften haben. Zum Beispiel ist vor Jahren die Kreuzung Vollblutaraber x Haflinger ziemlich schief gelaufen, da zwar zum Ansehen schöne Tiere rausgekommen sind, aber interieurmäßig für Menschen schwierige Pferde entstanden sind..



Ja, die Arabohaflinger haben vom Araber das Temperament und vom Haflinger die Eigenwilligkeit, Sturheit und Selbstständigkeit mitbekommen.

Der Araber hat viel Temperament, ist dabei aber sehr menschenbezogen, kooperativ und lernfreudig (wenn kompetent gehandhabt)
Dagegen ist der Haflinger eine Rasse mit Neigung zu starker Unabhängigkeit, bis hin zur Sturheit, Dickfelligkeit. Dafür aber als Rasse die aus der Landwirtschaft stammt (Tragtier) vom Temperament in der Regel ziemlich gelassen.

Wenn man nun beide mischt bekommt man einen Mix der gelegentlich zu problematisch zu handhabenden Charakteren führt.

Aber das gibt es ja auch bei Orchideen, daß bei einer Primärhybride viele Pflanzen nicht nur die erwünschten, tollen Eigenschaften der Elternpflanzen mitbekommen.

Ich hab zB eine Catt. Pittiae X aclandiae halbwüchsige Pflanze gekauft die sich nun als genauso schwierig zum Blühen zu bekommen rausgestellt hat wie man es von vielen reinen aclandiae so hört.


Garfield
Garfield

RE: Verrückte Kreuzungsexperimente

#135 von Caro , 03.04.2013 23:50

*mal rumkram*

Ihr vergleicht Äpfel mit Birnen: ob ich einen Araber mit einem Hafi kreuze oder ein Shire Horse mit einem Shetti bzw. einen Rotti mit einem Aussi oder eine Dogge mit einem Mops - es ist immer Equus ferus caballus x Equus ferus caballus bzw. Canis lupus familiaris x Canis lupus familiaris.
Wollt Ihr Tierzucht mit Orchideenzucht vergleichen, wären Kreuzungen à la Equus ferus caballus x Equus asinus asinus, Equus ferus caballus x Equus quagga bzw. Canis lupus familiaris x Lycaon pictus, Canis lupus familiaris x Canis latrans etc. angebracht, denn bei Orchideenhybriden werden nunmal unterschiedliche Arten, teilweise sogar unterschiedliche Gattungen miteinander gekreuzt.
Wollt Ihr jedoch Orchideenzucht mit Tierzucht vergleichen, müsst Ihr z.B. Phalaenopsis bellina Ponkan x Phalaenopsis bellina Blue Norton heranziehen, denn da werden zwei Vertreter einer Art, die auf unterschiedliche Eigenschaften hin gezüchtet wurden, miteinander gekreuzt. Das entspricht dann eher "Araber x Hafi".

Eine Art ist die Gesamtheit einer Population, deren Individuen sich einerseits in den wichtigen morphologischen Merkmalen ähneln und sich vor allem in der Natur miteinander fortpflanzen können. Und diese Definition hat ihre Ausnahme bei den Orchideen gefunden, denn bekanntermaßen bastadieren Orchideen uuuunglaublich gerne und häufig und das sogar "freiwillig", das heißt auch in der Natur. Und das Erstaunliche ist, dass ihre Nachkommen meistens auch noch fertil sind und nicht - wie beim Maultier/-esel oder beim Liger/Töwe etc. (die es in freier Natur niemals geben würde!!)- steril. Sprich: Orchideen sind einfach... anders, was das angeht, die "treiben" es sozusagen mit fast jedem und das auch noch erfolgreich. Will heißen: Bei Orchideen gibt es, wenn Chromosomenzahl und ich sage mal Verwandtschaftsgrad stimmen, keine Probleme bei Kreuzungen.


Im Übrigen sei total offtopic angemerkt, dass ich der Bemerkung, bei der Tierzucht würde nicht an die Grenzen des Möglichen gegangen werden, nicht beipflichten kann! Wenn man sich mal die ganze Qualzuchten ansieht - egal, ob Hund, Katze, Hühner, Rinder oder sonstige Haustiere - kann einem schon ganzschön das kalte Kotzen kommen.


Caro
Caro
zuletzt bearbeitet 03.04.2013 23:57


Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz