Lonis Orchideenforum

Permethrin

#1 von Jasmina , 27.06.2018 12:48

Motiviert mit der Redewendung: "Dumme Fragen gibt es nicht, dumm ist nur, wer nicht fragt," stelle ich nun eine Frage.
Kann man evtl. der Kopfläusemittel mit Permethrin für Pflanzen nehmen?
Bitte nicht schreien, ich will es nur wissen. Ich habe beim Aufräumen ein abgelaufenes Fläschchen gefunden. Beim Öffnen ist mir zwar die Flasche ins Waschbecken gefallen und die Hälfte war weg, aber bisschen ist noch da.
Generell ist die Frage, ist das anders zusammengesetzt als reiner Pflanzenschutzmittel mit dem gleichen Wirkstoff?
Ich weiß, dass Permethrin sowohl Insektizid als auch Akarizid ist.
Sonst gebe ich mit anderen abgelaufenen Medikamenten in der Apotheke ab.
Hier ein Infobild:

Ach, bevor Fragen kommen, welche Schädlinge ich damit bekämpfen möchte, die Antwort ist: gar KEINE.
Mich interressiert: weg oder zu Schade zum Entsorgen?
Ich hab schon für mein Hobby so viele Gegenstände zweckentfremdet, warum auch nicht sowas. Wegwerfen kann man immer.


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RE: Permethrin

#2 von Schönbrunnerin , 27.06.2018 13:17

eigentlich ein interessanter Ansatz Jasmina, warum nicht.
obwohl ich fürchte dass sich Schädlinge an den Pflanzen davon entweder nicht beeindrucken lassen oder schlimmstenfalls die Pflanze Schaden nimmt.


A Woidviadla drei Leit


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RE: Permethrin

#3 von Markus , 27.06.2018 13:26

Ich hätte da jetzt Bedenken wegen des Alkohols, schadet das der Pflanze nicht?


MfG Markus


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RE: Permethrin

#4 von Jesse , 27.06.2018 13:51

Hallo Jasmina,

die Wirkstoffkonzentration entspricht mit 5 g/l zwar etwa den gängigen Pflanzenschutzmitteln auf Pyrethrin-Basis, aber die Formulierung ist eine andere. Insbesondere wegen des Alkoholgehaltes (Ethanol und Propanol) wäre ich mir nicht sicher, ob die Pflanzen durch die Behandlung Schaden nehmen können. In einer anwendungsgeeigneten Verdünnung von 2 - 3% wäre zwar gerade noch 1% Ethanol drin, aber so ein richtig gutes Gefühl hätte ich trotzdem nicht dabei.
Bei anderen pyrethrinhaltigen Produkten, die gut funktionieren (Neudorff Spruzid) ist gerade die Formulierung der Trick, weil die Pyrethrine nur durch das beigesetzte Rapsöl eine gute Wirksamkeit gegen z.B. Woll- und Schmierläuse entfalten. Da unbekannt ist, ob gegen das Permethrin bei Pflanzenschädlingen mittlerweile Resistenzen bestehen (nach EU-Recht ist es seit 2000 zumindest aus irgendwelchen Gründen nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen und bienengefährlich ist es angeblich nicht), müsste man wohl letztlich ausprobieren, wie gut es wirkt und ob die Pflanzen das verkraften. Dann würde ich der Spritzlösung analog zu Spruzit nochmal 2% Rapsöl zumischen.

Generell würde ich die Kostenersparnis für den Kauf eines zugelassenen Präparates (ca. 10 €) gegen den möglichen Schaden (alle behandelten Pflanzen gehen ein) rechnen und mir dann überlegen, ob ich das (wahrscheinlich geringe) Risiko dafür in Kauf nehme. Ich persönlich würde nicht damit rumexperimentieren, glaube ich....

Gruß, Jesse


Gruß, Jesse


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RE: Permethrin

#5 von Jasmina , 27.06.2018 15:06

Hallo Leute, danke für eure Antworten.
Jesse, das hast du so gut erklärt. Ich werde das Fläschchen in der Apotheke abgeben.
Ich werde nicht rumexperimentieren.
Mir ging es nicht um Kosten, sondern darum, irgendwas, was man noch benutzen kann, nicht wegzuwerfen. Ich hatte bis jetzt keine Schädlinge (Mein Bestand ist sehr überschaubar und lässt sich gut kontrollieren). Schädlingsthreads haben mich nie groß interessiert. Aber seit ich im Forum mitwirke, lese ich auch Beiträge, die ich früher nicht gelesen habe. Nach einigen Beiträgen und Bilder, hab mir vor lauter Angst eine Haus-Gift- Apotheke zugelegt. Gegen fast alles. Die Viecher und Krankheiten können auch am WE vorbeikommen , da möchte ich bewaffnet sein.
Ok, das Zeug wird fachgerecht entsorgt.


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RE: Permethrin

#6 von Jesse , 27.06.2018 21:18

Zitat von Jasmina im Beitrag #5
Ich hatte bis jetzt keine Schädlinge (Mein Bestand ist sehr überschaubar und lässt sich gut kontrollieren).



Du Glückliche...

Das mit der Haus-Gift-Apotheke kenne ich als Aquarianer und Hobbyzüchter gut, da ist ein ganzes Kühlschrankfach für reserviert.


Gruß, Jesse


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RE: Permethrin

#7 von Jasmina , 27.06.2018 22:22

@Jesse Du bewahrst das Zeug im Kühlschrank?


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RE: Permethrin

#8 von Jesse , 29.06.2018 12:38

@Jasmina: Nee, Spruzit und Netzschwefel für die Pflanzen stehen im Küchenschrank. Das Kühlschrankfach ist meine Guppy-Apotheke: Nitrofuran, FMC, Methylenblau, Metronidazol, Flubenol und Praziquantel.

Gruß, Jesse


Gruß, Jesse


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RE: Permethrin

#9 von Jasmina , 29.06.2018 13:01

Zitat von Jesse im Beitrag #8
@Das Kühlschrankfach ist meine Guppy-Apotheke: Nitrofuran, FMC, Methylenblau, Metronidazol, Flubenol und Praziquantel.

Gruß, Jesse

Jessy, würdest du vielleicht erläutern, was wozu du benötigst?
Metronidazol ist doch Antibiotika. Ist nicht verschreibungspflichtig?
Wäre nett, wenn du uns ein wenig aufklären würdest.
Danke.


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RE: Permethrin

#10 von Jesse , 29.06.2018 14:31

Das geht zwar deutlich vom Thema ab, weil ...ist ja kein Aquaristikforum..., aber ich will da sehr gern aufklären, wenn es interessiert:

Nitrofurane und Metronidazol sind Antibiotika und damit spätestens nach EU-Recht verschreibungspflichtig. Im Fall der Nitrofurane ist das sehr problematisch, da entsprechende Präparate (Baktopur direct, Furanol) bis 2012 im Zoogeschäft frei verkäuflich waren und nach der Einstufung als Antibiotika für den normalen Hobbyaquarianer quasi ersatzlos weggefallen sind (bzw. die sog. 'Ersatzpräparate' kannst du alle in die Tonne kloppen, das hat sicher Milliarden von Zierfischleben gekostet...).
Nitrofurane werden nicht in der Humanmedizin eingesetzt, sind aber sehr gut verträgliche und extrem potente Breitspektrumantibiotika mit Wirkung gegen fast alle patogenen Bakterienstämme und daher in der Aquaristik sehr beliebt. Metronidazol wird gleichermaßen in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt. Es wirkt nicht nur gegen Bakterien, sondern insbesondere auch gegen diverse Einzeller, u.a. diverse Flagellaten, die bei Zierfischen gefährliche und sehr hartnäckige Darminfektionen auslösen können. Insofern ist es für Zierfischzüchter (besonders Diskuszüchter) ein wichtiges Reservemedikament, obwohl es bei Kaltblütern ein hohes nephrotoxisches Potential aufweist, also man muss sich mit der Anwendung gut auskennen.

FMC ist eine Lösung von 3,7 g Methylenblau und 3,7 g Malachidgrünoxalat in 40%-igem Formalin. Früher in der Medizin alles gängige Desinfektionsmittel. Die spezielle Mischung kann man in der Apotheke zubereiten lassen, sie wird in der Aquaristik zur Bekämpfung aller einzelligen Hautparasiten eingesetzt und ist da sehr viel wirksamer als die meisten 'Mittelchen' aus dem Zoofachhandel. Mehtylenblau alleine wirkt auch mild antiparasitär und zusätzlich atmungsunterstützend. Man kann es zusammen mit Nifurpirinol super als Prophylaxe (Quarantänebecken) oder 'shot gun therapy' bei unklaren Infektionen einsetzen oder einzeln als Stresshemmer für lange Fischtransporte.

Flubenol (Flubendazol) und Praziquantel sind Wurmmittel. Flubendazol ist gut wirksam gegen Saugwürmer und Nematoden und ein ganz wichtiges Veterinärmedikament. Beim Menschen wird es nicht eingesetzt, da nimmt man Mebendazol oder Albendazol (z.B. gegen leberegel, Fuchsbandwurm und Co.). Praziquantel ist ein gut verträgliches und extrem effizientes Bandwurmmittel, das auch in der Humanmedizin verwendet wird (reicht einmal eine Tablette... ;-).

Ich hoffe, ich konnte dein Interesse ausreichend befriedigen, ansonsten darfst du gerne fragen...

LG, Jesse


Gruß, Jesse


Jesse
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RE: Permethrin

#11 von Jasmina , 29.06.2018 17:02

Wow! Danke für deine ausführliche Antwort, Jesse!
Ich denke, es gibt hier User, denen deine Erklärung nützlich sein kein. Ich bin jetzt auch ein bischen schlauer geworden .


Jasmina
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RE: Permethrin

#12 von Musa , 29.06.2018 18:06

Danke Jesse, sehr spannend auch für Nichtaquarianer. Methylenblau kannte ich nur als Färbemittel...


Liebe Grüße
Michael


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RE: Permethrin

#13 von Ruediger , 01.07.2018 13:17

Zitat von Jesse im Beitrag #10

Nitrofurane werden nicht in der Humanmedizin eingesetzt, sind aber sehr gut verträgliche und extrem potente Breitspektrumantibiotika mit Wirkung gegen fast alle patogenen Bakterienstämme und daher in der Aquaristik sehr beliebt. Metronidazol wird gleichermaßen in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt. Es wirkt nicht nur gegen Bakterien, sondern insbesondere auch gegen diverse Einzeller, u.a. diverse Flagellaten, die bei Zierfischen gefährliche und sehr hartnäckige Darminfektionen auslösen können. Insofern ist es für Zierfischzüchter (besonders Diskuszüchter) ein wichtiges Reservemedikament, obwohl es bei Kaltblütern ein hohes nephrotoxisches Potential aufweist, also man muss sich mit der Anwendung gut auskennen.




Nitrofirane werden in der Humanmedizin eingesetzt.

Nitrofurantoin wird bei Harnwegsinfekten neuerding gerne verwendet, da die Resistenzlage günstig ist.

Antibiotika sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig, damit nicht Hinz und Kunz damit frei rumspielen kann.

Die Resistenzlage ist dank leichtsinnigem Einsatz in der Veteriärmedizin und unsachgemäßer Anwendung im allgemeinen daher immer schlechter geworden.
In Asien und anderen Regionen werden regelrechte Superresistenzen rangezogen, kürzlich ist ein solcher Stamm nach Großbritanien aus Asien eingeschleppt worden.
Ein einziges Antibiotikum war da noch wirksam.


Beste Grüße

Rüdiger


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RE: Permethrin

#14 von Jasmina , 01.07.2018 15:39

Danke für die Info Rüdiger!


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RE: Permethrin

#15 von Jesse , 02.07.2018 11:50

Zitat von Ruediger im Beitrag #13

Nitrofirane werden in der Humanmedizin eingesetzt.



Danke für die Richtigstellung. Mir persönlich ist noch keine Verordnung untergekommen und ich hatte es nicht extra nachgeschaut.

Ich habe mich gerade schlau gemacht und in 'Antibiotikatherapie' von Stille (Ausgabe von 2006) nachgeschlagen. Dort wird Nitrofurantoin tatsächlich als Chemotherapeutikum diskutiert, allerdings sehr kontrovers. Aufgrund der tw. tödlichen Nebenwirkungen (v.a. 'Nitrofurantoin-Polyneuropathie') und des karzinogenen und mutagenen Potentials wird es als 'Reserve-Chemotherapeutikum der letzten Wahl für therapieresistente Formen von Harnwegsinfektionen' eingestuft.

Aus dieser Sicht wäre es natürlich nachvollziehbar, den freien Verkauf von Nitrofuranen zu beschränken, auch wenn ich nicht glaube, dass dieser Gedanke dafür maßgeblich war. Ich denke, es war reiner Formalismus (bei der Harmonisierung des EU-Rechts von der Spalte Chemotherapeutika nach Spalte Antibiotika gerutscht und damit eben verschreibungspflichtig).

Gruß, Jesse


Gruß, Jesse


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